die letzten Monate im Süden Westaustraliens



13.03.2012 – 60 Meter über und unter der Erde, die letzte Runde durch Australien


Die letzte Runde durch den Südwesten Australiens führte uns weiter durch dichte Wälder, zu hübschen Küstenabschnitten mit Leuchtturm und entlang der Höhlenstraße.


In Bridgetown haben wir den Tag ganz nach meinem Geschmack mit einer Cider-Verkostung in der hübschen Cidery begonnen. Dann ging es weiter durch die Karriwälder zu den einstigen Feuerwach-Bäumen, auf die man noch heute nur an Stahlstreben emporsteigen kann. Ein mulmiges Gefühl hatte ich dabei schon, aber wenn man die über 130 Streben erklommen hat, hat man aus 75m Höhe einen einzigartigen Blick über nichts als grüne dichte Wälder weit und breit.


Am Montag gab es Frühstück am Leuchtturm von Cape Leeuwin, nahe Augusta, wo Indischer und Südlicher Ozean aufeinandertreffen. Danach durfte Black Beauty auf eine letzte gute Offroad-Runde in Australien gehen, durch den Cape Leeuwin Naturaliste Nationalpark zu einem einsamen Strand, wo ich das letzte Mal ins wunderschön klare, blaue australische Meer gehen konnte.
Für die Nacht hatten wir uns das Point-Road-Bushcamp ausgesucht, von dem die Dame in der Information meinte, „viel Glück beim Finden“, sie wisse nicht, ob der Weg da hin überhaupt noch offen sei. Doch unser nach wie vor abenteuerlustiges Navi hat die Rumpelpiste namens Point Road problemlos gefunden und uns zielsicher ins Camp gelotst, wo wir neben einigen Kookaburras, Magpies und Possums die einzigen im dichten gespenstischen Busch waren. In der Ferne hörte man das Meer rauschen, während neben einem die Bäume knarrten.


Nachdem wir vor ein paar Tagen die Bäume erklommen hatten, ging es am letzten Tag unserer Rundreise 60m unter die Erde. Wir folgten der Caves Road (Höhlen Straße) und hielten am Giant’s Cave, laut Beschreibung der abenteuerlichsten Höhle, die man auf eigene Faust hinunterklettert und sich durch Felsspalten durchs Höhlensystem zwängt. Die Höhle voller Stalagtiten und Stalagmiten war feuchtkühl, aber der Weg hindurch durchaus ein kleines Erlebnis wert und ein guter Abschluss unseres Trips, bevor es mit kurzem Zwischenstopp am schönen Stadtstrand von Bussleton zurück Richtung Perth ging.

in Perth
in Perth

09.03.2012 – von den Lichtern der Stadt auf Umwegen zu den Tieren im Wald

 

Nach getaner Arbeit im Wheatbelt haben wir noch ein paar Tage in Perth verbracht. Haben bei einem spontanen Abendbrot-Picknick im Kings Park die Lichter der Stadt auf uns wirken lassen und waren bei Troy und Familie zum Abendessen eingeladen. (Wenn Ihr Euch erinnert, nachdem wir sie nahe Cape York kennengelernt hatten, sind wir ein Jahr später am Tunnel Creek wieder aufeinander getroffen, Troy und Jo waren gerade mit 2 kleinen Kindern und 2 Hunden 18 Monate lang in Australien unterwegs.)

Black Beauty hat in Perth eine neue Federung bekommen, nun bekomm ich bald Höhenangst, wenn ich im Auto sitze. Tja und spätestens damit war es endlich an der Zeit, dass wir nochmal eine Runde ins Gelände fahren, der letzte Trip durch den Südwesten Australiens. Unser Navigationssystem wurde auch gleich ganz übermütig und abenteuerlustig und schickt uns vom Logue Brook Damm zum Wellington Nationalpark über Waldwege, auf denen schon länger keiner mehr unterwegs war und wo der Wald den Weg weitestgehend zurückgefordert hat. Irgendwann fanden wir uns verbotenerweise auf dem Gelände einer Aluminiummine oder sowas wieder und haben uns vorgenommen, in Russland sparen wir uns solche Aktionen vielleicht lieber. Später erreichten wir eine Ortschaft, aber welche? Als geklärt war, dass das niedliche Städtchen Collie war, fanden wir uns mit Hilfe der guten alten gedruckten Karte in den Wellington Nationalpark und zu einem Camp, dass sich Honeymoon-Pool (Flitterwochen-Pool) nennt.

Possum am Tisch
Possum am Tisch

Doch viel Zweisamkeit gab es im Flitterwochen-Camp nicht, stattdessen jede Menge Besucher. Gleich nach der Ankunft wurden wir von einigen Kookaburras willkommen geheißen, die sich bis zur Abreise wie Maskottchen an unserem Camp aufhielten. Kurz darauf kamen von unserem privaten Wasser-Zugang immer wieder einige Enten hoch, manche zutraulicher als andere. Und während im Topf die Spaghetti (nein, keine Enten) vor sich hin kochen und wir aufs Abendessen warten, raschelt es im Wald und rums rums rums rums, springt ein graues Känguru von stattlicher Größe durch unser Camp, um am Bach ein paar Meter entfernt von uns Abendbrot zu essen. Immerhin hat es damit bessere Manieren bewiesen als der nächste Besucher. Kurz nach Einbruch der Dunkelheit kam er aus den Bäumen heruntergeklettert, ein Bürstenschwanz-Possum. Er musste sich überall mal umgucken, unsere Dusche inspizieren und mal bei uns am Tisch Hallo sagen. Gastfreundlich wie wir sind, haben wir ihm natürlich auch was angeboten, unser Toast schien ihm so gut geschmeckt zu haben, dass er sich später in der Nacht nochmal selbst daran bedient hat, die Packung war im Auto verstaut, allerdings bei offenen Küchentür.
Am nächsten Morgen warteten schon wieder die Enten und die Kookaburras haben uns verabschiedet, als wir los sind in einen neuen Tag auf Waldwegen und durch kleine Ortschaften Richtung Bridgetown.

03.03.2012 – arbeitslos & Abschied nehmen

 

Gestern war unser letzter Arbeitstag für die CBH Group und in Australien. Wir haben nun nochmal ein viertel Jahr ordentlich gearbeitet und konnten auch nach der Rekord-Ernte-Saison noch einige Wochen bei CBH bleiben. Nun müssen wir fürs nächste halbe Jahr nicht mehr arbeiten und der nächste Job wird voraussichtlich wieder in Deutschland sein. Ein eigenartiges Gefühl, haben wir uns doch so an die ordentlichen Gehälter und ausgesprochen guten Arbeitsbedingungen hier gewöhnt.

 

Nun sind unsere Working-Holiday-Visa-Tage in Australien gezählt und es heißt langsam Abschied nehmen. Zuerst von Jens, der noch ein bisschen in Kondinin bleibt. Seit Calvert Hills haben wir immer wieder mit Jens & Jenny gearbeitet und sind gemeinsam gereist. Wir haben zusammen Kühe getrieben, Windmühlen repariert und Korn geschaufelt, haben sie durch den Sand am Cape Leveque gezogen, sind mit ihrem Auto zum Wave Rock und nach Esperance gedüst und haben zusammen einige Kisten Cider vernichtet.
Außerdem müssen wir dieses Wochenende einige Abschieds-Drinks mit den Leuten in Kondinin nehmen. Wer hätte gedacht, dass wir in diesem Kaff so willkommen sind und uns so wohl fühlen. Ich werde die australischen Country Towns vermissen.

11.02.2012 – Stadtluft schnuppern

 

Wir müssen mal wieder raus aus dem beschaulichen Kondinin und haben einige Erledigungen in der Stadt zu machen. Nach ca. 2 Stunden Fahrt durch immer gleiche Getreidefelder, die mittlerweile nicht mehr golden, sondern abgeerntet und braun sind, erreichen wir Donnerstagabend endlich wieder die grünen Wälder um Perth und dann die Lichter der Stadt.

 

Als ein hektischer und unglaublich heißer Stadt-Tag, an dem wir einiges organisieren und einkaufen konnten, zu Ende geht, gibt es kurz vor Sonnenuntergang ein erfrischendes Bad im Meer in Fremantle. Danach eine schnelle Dusche, neues Make Up und ein bisschen Stadtleben. Diesmal lassen sie mich doch wieder ohne Pass, nur mit Ausweis, in die Little-Creatures-Brauerei, wo es nach wie vor urgemütlich ist und am Freitagabend hektisch zugeht. Danach spazieren wir noch eine Runde durchs abendliche Fremantle. Alle sind auf den Beinen. Die Märkte haben gerade erst geschlossen und langsam erlauben einem die leicht gefallenen Temperaturen wieder, sich im Freien zu bewegen, ohne schnellstmöglich den nächsten klimatisierten Laden aufzusuchen. Auf dem Balkon eines alten Hotels spielt eine Marching Band, aus den Restaurants duftet es nach Pizza, in den Straßencafés trinkt man immer noch Eiskaffee und die ersten Partyhengste stehen schon an der Disco an. Doch wir haben für heute genug geschwitzt und auch genug Geld ausgegeben und treten lieber den Rückzug an.

30.01.2012 – Esperance


Australia-Day, ganz Australien feiert einfach das Australisch-sein. Es gibt sogar Werbespots für diesen Feiertag im TV.
Für uns sind es nun bald die letzten Wochen Down Under und es gibt noch eine kleine Ecke dieses tollen Kontinents, die wir noch nicht gesehen haben. Schnell war also klar, wir müssen zum Australia-Day an die angeblich schönsten Strände Australiens (und machen auch gleich ein verlängertes Wochenende in Esperance draus).

 

Jens & Jenny holen uns am 26.Januar mit einem Frühstückseis ab … nein, kein Eiskratzen, sondern ein leckeres Magnum. Unser Gastgeber Colin, den wir von Calvert Hills kennen, wohnt auf einer kleinen Anhöhe, die Esperance, die Küste und die vorgelagerten Inseln überblickt. Mit diesem Panorama vor Augen verbringen einen gemütlichen Nationalfeiertag mit Colin und seiner Tochter, bevor wir am nächsten Tag die kleine Küstenstadt und die westlichen Strände erkunden. Wir sind hingerissen von den hellen Stränden, kristallklarem, türkisfarbenen Wasser umgeben von frisch grünem Buschland und wissen noch nicht, dass dies nur ein kleiner Vorgeschmack auf die Strände-Tour ist, auf die uns Colin am Samstag entführen wird.

Jens, Jenny, ich, Nico und Colin am Le Grand Beach
Jens, Jenny, ich, Nico und Colin am Le Grand Beach

Mit Bikini bewaffnet machen wir uns am Sonnabend auf den Weg zu einer Beach-Beer-Burger-Tour, wie Colin es nannte (na gut, Nico, Jens und Colin hatten keine Bikinis dabei und ich hab Cider anstatt von Bier getrunken).
Wir beobachten Delfine, während wir den 22km langen Le Grand Beach entlang fahren, spazieren ein kleines Stück ins Hinterland und später entlang der Hellfire Bay und kühlen uns schließlich in der Lucky Bay ab¸ bevor es für den Beer&Burger-Teil in die urgemütliche Condingup Taverne geht. Kleine azurblaue Buchten, langgezogene Strände hinter jeder Kurve, vorgelagert im Meer unzählige kleine Inseln. Irgendwann habe ich aufgehört, die Strände zu zählen und konnte mir auch den Namen des letzten Strands nicht mehr merken, in dem wir nochmal ins kühle, klare Meer gesprungen sind. Ja richtig gelesen, ganz schön kühl. Aber selbst die größte Frostbeule (ich), konnte diesem Wasser nicht widerstehen. Der größte Wasser-Muffel (Nico) allerdings schon. Aber hey, lieber am 28.Januar im 18Grad kühlen Meer als im -18Grad kalten Berlin!

18.01.2012 – wir bleiben noch


Wir waren Weihnachten bei einer Familie in der Nachbarschaft eingeladen. Nico wurde gezeigt, wo der Schlüssel zu einer gut ausgestatteten Auto-Werkstatt liegt, die er gern benutzen darf. Wir bekommen Gemüse aus dem Garten von unserer Wirtin und Pfirsiche von der Frau eines Truck-Fahrers. In der örtlichen Kneipe lässt jeder sein Geld oder Portemonnaie auf dem Tresen liegen und die Bardamen füllen so lange nach und nehmen sich das Geld vom jeweiligen Häufchen, bis der Gast das Glas umlegt. Das Freibad kostet 1,50. … Klingt ein bisschen wie früher im Osten, oder?!
Wenn mir vor 20 Jahren einer erzählt hätte, dass ich mich mal in einem 350-Seelen-Kaff mit einem Tante-Emma-Laden, ner Kneipe und nem Freibad wohl fühlen würde, hätte ich ihm den Vogel gezeigt. Aber nun haben wir beschlossen, wir bleiben noch ein bisschen länger, denn Kondinin und die Leute im Dorf haben uns so willkommen geheißen, dass wir uns in der Tat wohl hier fühlen.

 

Darüber hinaus ist der Job bei CBH zwar nicht der spektakulärste, den ich je gemacht habe, aber der mit dem spektakulärsten Gehalt von 1200Dollar in der Weihnachts-Neujahrs-Woche (so viel hatte ich in Berlin im ganzen Monat). 14 Mio. Tonnen Getreide hat CBH diese Saison in Westaustralien angenommen, nur geringfügig weniger als im Rekord-Jahr 2003/2004. Und auch wenn die Ernte nun vorbei ist und wir die nächste Zeit auf keine Überstunden mehr kommen werden, so gibt es doch noch einiges für uns zu tun. Also haben wir uns gesagt, wieso nicht einfach noch ein bei CBH angestellt und in Kondinin wohnen bleiben?!

Silvester im Harrismith Pub
Silvester im Harrismith Pub

01.01.2012 – Silvester im Outback


Nach einer Arbeitswoche bei bis zu 40 Grad, wird auch Silvester in Flipflops stattfinden. Wir arbeiten bis Mittag, rufen am Nachmittag zu Hause an, um einen guten Rutsch zu wünschen und fahren am Abend zu Jens & Jenny, wo wir Bangers & Mash (Bratwurst mit Kartoffelmus) essen und gen Mitternacht in den Pub gehen. Dort ist es wunderschön unspektakulär. Absolute Unikate von Outback-Aussis machen das, was sie immer machen, im Pub zu oldschool Rock-Mucke trinken und ggf. Billard spielen. Zu Mitternacht wird der normale Kneipenalltag kurz unterbrochen. Es gibt zwar kein Feuerwerk in Australien, außer das von Sydney, das mittlerweile schon einige Stunden alt ist und im Fernsehen übertragen wird. Aber die Pub-Chefin bringt jedem einen lustigen Puffknaller, aus dem sowas wie Mini-Luftschlangen kommen, wenn man an der Strippe zieht. Countdown gezählt, Strippe am Puffknaller gezogen und kurzzeitig liegen einem fremde Menschen im Arm, alte Männer mit langen Bärten oder Bikertypen in Flipflops, die einem „have a good one“ (frohes Neues) zumurmeln. Dieser Spuk geht ca. 5 Minuten, dann kehren alle schleunigst zum Alltag zurück, der 2012 genauso aussehen wird, wie 2011. Jedenfalls für die meisten Gäste, die sich Jahr für Jahr auf Konstanten im Leben wie den Harrismith Pub verlassen. Während Jenny, Jens, Nico und ich uns ein gutes neues Jahr wünschen, freuen wir uns aber bereits auf viel Neues und Ungewisses, weitere Reisen und Abenteuer; Jens und Jenny das zweite Jahr in Australien und wir bald auf der langen Reise nach Hause…

Bescherung
Bescherung

27.12.2011 – Weihnachten in Flip Flops


Nach knapp 70 Arbeitsstunden die vergangene Woche, hätten wir Weihnachten fast verschlafen. Nach einem ungeplanten, ausgiebigen Mittagsschlaf nach der Arbeit am 24.12., gab es dann jedoch traditionell Würstchen und Nico’s Kartoffelsalat und dann eine Bescherung. Diesmal ohne Baum, aber mit kleinem Weihnachtsgesteck haben wir wasserdichte Kamera, Reisebuch und Kleinigkeiten ausgepackt.

 

Am 25.12. waren wir bei einer Familie im Ort zum Mittagessen eingeladen. Eines scheint überall gleich zu sein: die Familie freut sich, zusammenzukommen und Unmengen zu Essen bis alle fast platzen. Doch darüber hinaus sieht ein traditionelles Weihnachten hier ein bisschen anders aus, als zu Hause. Der größte Unterschied war wohl, während in Deutschland Weihnachten in Familie groß geschrieben wird, so waren wir hier als „Fremde“ herzlich eingeladen und haben uns sehr willkommen gefühlt. Aber es gab noch weitere kleine Unterschiede, wie der, dass im Garten in Kondinin erstmal ein großes Sonnendach aufgebaut werden muss, damit alle im Schatten sitzen können, wo zu Hause eher für genügend Feuerholz gesorgt werden müsste. Und natürlich stand hier ein Kühlschrank mit Getränken bereit, während zu Hause der Topf mit dem Glühwein köcheln würde.
Am späten Nachmittag verabschieden wir uns von Frank und seiner Familie, um noch nach Perth zu düsen und mit Jens & Jenny ein Backpacker-Weihnachten feiern. Die 280km schaffen wir nicht mehr vor Einbruch der Dunkelheit, doch auch am Abend ist es im Park noch warm und wir schnapulieren zusammen Käseplatte, Salami und weitere Spezialitäten, die wir uns sonst kaum leisten. Später fahren wir auf einen freien Campplatz.

 

Ein weiterer Unterschied zwischen Weihnachten zu Hause und in Australien ist der Boxing Day Sale. An unserem „2. Weihnachtsfeiertag“ haben hier die Geschäfte geöffnet und locken mit Sonderangeboten. Die eigentliche Idee ist, dass man doppelte oder enttäuschende Geschenke zurück bringen kann und sie dann sofort zum Sonderpreis an jemand weiterverkauft werden, der sie besser zu schätzen weiß.
Wir stürzen uns also ins Großstadtgetümmel in Perth, um herauszufinden dass der Boxing-Day-Verkauf eine einzige Abzocke ist. Jens & Jenny wollten einen Laptop, wir eine Speigelreflexkamera. Wir haben im November schon Preise eingeholt, wollten aber auf die Weihnachtssonderangebote warten. Wir schwärmen also aus, um uns schon 20 Minuten später wieder zusammen zu telefonieren und bei Eiskaffee und –Schokolade die Köpfe schütteln. Im November sollten Laptops 350$ und Kameras 690$ kosten. Heute waren die Laptops von 500 auf 400 Dollar gesenkt und das unglaubliche Angebot, was man uns für eine Kamera machen konnte, war 750Dollar. Außer uns scheint dennoch jeder Einkaufstüten durch die Stadt zu tragen. Wir fahren lieber an den Strand.

2. Weihnachtsfeiertag
2. Weihnachtsfeiertag

Dies war dann auch mein persönliches Highlight: am 2. Weihnachtsfeiertag im Indischen Ozean schwimmen und gleich das neue Spielzeug mit ins Wasser nehmen und versuchen bei Wellengang Bilder zu knipsen.

17.12.2011 – Albany und Umgebung


Die Schauer legen die Ernte um Kondinin weiter lahm. Am Dienstag hieß es: wir schließen die Annahmestelle bis Montag.
Dumm, weil wir Geld verdienen wollten. Aber wer weiß, wann wir sonst dazu gekommen wären, uns den südlichsten Punkt Westaustraliens nahe der niedlichen Stadt Albany anzusehen und durchs Tal der Giganten zu spazieren.

 

Am Mittwoch ist Black Beauty wiedermal startklar und wir düsen Richtung Albany. Nach hunderten Kilometern durch Getreidefelder, wird es zur Küste hin endlich grün. Die Gegend um Albany verdient kein anderes Wort als: idyllisch! Saftig grüne Weiden dehnen sich zwischen bewaldeten Hügeln aus. Auf diesen grasen Pferde oder dicke Kühe. Auf kleinen Teichen schwimmen Enten. Darüber kreischen schwarze Kakadus und grüne Papageien.
Ebenso beschaulich ist auch Albany selbst. Ich verliebe mich sofort in die älteste europäische Siedlung Westaustraliens mit ihren hübschen historischen Gebäuden, umgeben von Meeresbuchten und vorgelagerten Inseln.

 

Seit wir in Westaustralien unterwegs sind, bin ich immer wieder genervt von den hohen Nationalpark- und Bushcamp-Gebühren. Aber nicht so um Albany, hier gibt es tatsächlich freie Bushcamps am Meer. Die Gegend wird mir immer sympathischer. Wir haben schnell ein zu Hause für die nächste Nacht gefunden und schlafen mit dem Rauschen des Meeres ein.
Gleich um die Ecke dieses Camps ist der West Cape Howe Nationalpark, wo ein Offroad-Track zum südlichsten Punkt Westaustraliens führt. Nach dem nördlichsten, östlichsten und westlichsten Punk Australiens, sowie dem südlichsten Punk Australiens und Südaustraliens, musste das natürlich noch sein! Der Track sollte sich als anspruchsvoller herausstellen, als wir erwartet hatten, aber Nico und Black Beauty meistern ihn gekonnt und wenn ich gerade mal nicht die Augen angstvoll zukneife, kann ich mich an den vielen Wildblumen erfreuen, die überall blühen.
Die Klippen im Süden sind steil und ein frischer Küstennebel lässt sie noch ungastlicher erscheinen, aber egal, wir waren da und haben diesen Punkt auch nur mit 2 Kängurus geteilt.

großer Baumstumpf
großer Baumstumpf

Das „Tal der Giganten“ (Valley of the Giants) sollte den Abschluss unseres kleinen Ausfluges bilden. Es ist nicht einfach nur ein Wald, nein, hier wohnen die Riesen, die bis zu 400 Jahre alt sind und ihre Wipfel mehr als 40m hoch in den Himmel recken. Wir spazieren über Hängebrücken zwischen ihren Köpfen hindurch oder verstecken uns hinter ihren riesigen Schuhsohlen.
Ein schöner Spaziergang und erholsamer Ausflug, bevor es wieder Richtung Kondinin geht, wo hoffentlich Arbeit auf uns wartet.

08.12.2011 – Wheatbelt


Der Wheatbelt oder Central South (Zentral Süd) Westaustraliens erinnert Nico sehr an seine Heimat. Nachdem wir die dichten Wälder um Perth herum hinter uns gelassen hatten, begannen die weiten Getreidefelder, durchsetzt von einigen kleinen Wäldchen. Diese Szenerie zieht sich über hunderte und tausend Kilometer hinweg.

Zur Zeit leuchten die Felder meistens goldgelb vor dramatisch schwarzen Wolken. Wir haben derzeit immer wieder heftige Schauer und Gewitter und daher einen Erntestopp, der uns Gelegenheit gab, uns ein bisschen in Umgebung umzuschauen.

am Fuße des Jilakin Rock
am Fuße des Jilakin Rock

Die Straße zum berühmten Wave Rock war leider gesperrt, so dass wir nur zu einem entfernten Verwandten, dem Jilakin Rock fahren konnten. Granitfelsen wölben sich hier überall wie große Hügel aus den Feldern und Wäldern empor. Während der Wave Rock für seine Wellenform bekannt ist, so ist der Jilakin Rock ein besonders großes Exemplar mit einem guten Aus- und Überblick über unsere Nachbarschaft.


Der Rückweg führte uns entlang des lustigen Tin Horse Highway/Blechpferd Highway. Vermutlich um die Monotonie der Getreidefelder abwechslungsreicher zu gestalten, oder einfach um die Leute in dieser langweiligen Gegend zu beschäftigen, hat unser Nachbarort Kulin unzählige bunte Blechpferd-Skulpturen an der Straße aufgestellt. Die meisten sind aus alten Tonnen und anderem Schrott zusammengeschweißt. Es gibt Pferdewagen und Springpferde; Pferde in alten Segelflugzeugen ; Pferde, die Tennis oder Golf spielen oder auf dem Klo sitzen; es gibt Ben Hur …ähm Ben Horse und Ned Kelly darf natürlich nicht fehlen. Die Kuliner Zeitung (ein paar zusammengeheftete kopierte Zettel) schreibt wohlwollend: wenn in den Schuppen und Garagen Kulins gehämmert und gebastelt würde, dann hieße das nicht, dass jemand seinen Rasenmäher repariert, sondern dass vermutlich bald ein weiteres liebevoll gefertigtes Blechpferd den Highway zieren wird.

 

Ortschaften wie Kulin, durch die man alle 25 – 50 km mal kommt, verdienen kein anderes Wort als „Kaffs“. Während sich im NT- oder Queensland-Outback, das was wir in der Karte für Ortsnamen hielten, oft nur als Homestead einer Rinderfarm herausgestellt hatte, so bestehen die vermeintlichen Ortschaften hier oft nur aus einem Getreidelager und ein paar Häusern. Ab und zu gibt es noch ein zwei kleine Läden, Gemeinde-Gebäude und hübsch gestaltete kleine Parks und Anlagen dazu. Die Kneipen oder Cafés erinnern mich an Tschechien, alles ein bisschen altmodisch mit Plastiktischdecken und Gardienen. Doch die Einheimischen Farmer und Landwirte, sind super freundlich und herzlich.

Hauptstraße Kondinin
Hauptstraße Kondinin

04. 12.2011 – Kondinin


2. Advent, ich sitze im Sommerkleidchen auf der Terrasse unseres Motelzimmers in Kondinin und esse Pfeffernüsse.


Kondinin ist eines dieser Outback-Städtchen, von denen wir in den letzten 20 Monaten unzählige gesehen haben, nichts weiter als ein paar Häuschen, eine Tankstelle, Motel und in unserem Fall sogar eine handvoll Geschäfte, von denen ich allerdings nicht weiß, ob sie jemals geöffnet haben, sowie ein Tante Emma Laden, der immerhin Mo-Fr. von 7-18Uhr geöffnet ist. Außer am frühen Abend sieht man eigentlich nie jemanden in den Straßen doch abends hört man Stimmen und gedämpfte Musik aus der Kneipe, die bezeichnenderweise zu unserem Motel gehört.
Das „Kondinin Motel Hotel“ ist eines von der Sorte „es hat schon bessere Tage gesehen“, die Gardienen sind altmodisch, an manchen Ecken platzt die Farbe von den Wänden, zum Toilettenfenster strömt der Friteusengeruch vom Pub nebenan herein. Aber es ist toll, so müssen Motels doch sein! Wir haben auch nicht nur ein Motelzimmer, sondern eine Art Ferienwohnung (deswegen heißt es wahrscheinlich „Motel Hotel“) mit Küche, Wohnzimmer, Schlafzimmer, Bad und die Terrasse, auf der ich gerade sitze. Dazu kommen noch der Luxus von einem Fernseher (es gibt in Kondinin 4 Programme über Antenne) und etwas, das ich seit meinem Besuch zu Hause im März nicht mehr hatte: eine Badewanne! Ach ja und erwähnte ich schon, dass das alles die Firma bezahlt, für die wir seit Mittwoch arbeiten.

Blicken wir mal ca. 1,5 Wochen zurück. Auf dem Weg von unserem freien Buschcamp außerhalb Perths in die Stadt hinein haben wir mal wieder hin und her überlegt; fängt Nico wieder bei ARB an und ich suche mir einen Restaurant-Job, dann bräuchten wir wieder einen Bungalow, der in Perth mehr als doppelt so teuer wäre als letztes Jahr in Geelong plus Bahnfahrkosten. etc.pp. Ich hatte zu dem Zeitpunkt schon eine erste Einladung zu einem Vorstellungsgespräch und Nico die Bewerbung für ARB in der Tasche, da klingelt mitten in all diesen Überlegungen das Telefon, Jenny ist dran: „wir haben einen Job für euch!“, eine halbe Stunde später lotst sie uns in die Jobagentur, die händeringend Erntehelfer für den Wheatbelt sucht.
Am darauffolgenden Montag mussten wir eine 9stündige Sicherheits- und Arbeitseinweisung über uns ergehen lassen, die so (kontra)produktiv war, dass wir das Wort „Safety“ (Sicherheit) am Ende des Tages nicht mehr hören konnten. Damit sollten wir dann aber gewappnet sein, um als „grain receival point operator“ (Korn Annahmestellen Arbeiter) zu arbeiten. Uns wurde dort auch gesagt, wir befänden uns bereits mitten in der Erntesaison und es würde viel harte Arbeit auf uns zu kommen. Wir waren ziemlich sicher, dass all die Sicherheitsvorkehrungen in Wirklichkeit ganz anders gehanhabt werden, aber letzteres dachten wir, würde wohl stimmen – falsch!

 

Seit Mittwoch arbeiten wir zusammen mit ca. 10 weiteren Leuten, Lokale und irische Backpacker, am Grain Receival Point Kondinin (Getreide Annahmestelle Kondinin). Wenn mal ein Truck kommt, besteht meine harte Arbeit darin, 6 Knopfe zu bedienen, die ein großes Rohr in die Anhängerladung voll Gerste, Weizen oder auch mal Hafer rammen und Proben heraussaussaugen, die die gelangweilten 16jährigen Mädels in der Qualitätskontrolle dann analysieren und dem Truckfahrer sagen, wo er entladen soll. Er fährt über die Wage, in der 2 irische Backpackerinnen beim Bücherlesen gestört werden und dann zu den Jungs, die ggf. mit einem Hupsingnal geweckt werden müssen, um das Getreide dann über das entsprechende Förderband zu seinem Lagerort zu entladen.
Ich habe seit Donnerstag zwei Bücher und zwei Frauenmagazine von den Mädels ausgelesen, wer mich kennt, weiß, was das heißen will. Das ganze machen wir jedoch ca. 12 Stunden am Tag von montags bis samstags, 40 Stunden die Woche für 22$, Überstunden 33$ - noch Fragen?! Es geht uns gut!


Na dann, eine schöne Weihnachtszeit Euch allen!