Das Mustering auf Calvert Hills ist vorbei. Nach getaner Arbeit machen rollen drei Jackaroo (Michael, Nico und Polle) und eine Jillarroo (ich) ihre Swags ein, wie man hier im übertragenen Sinne sagen würde und brechen auf zu neuen Abenteuern. Mit Slim Dusty im Radio rollen unser Shorty, Michaels Hilux und Polle’s 62-Serie-Toyota los, zuerst die Nachbarschaft erkunden, durch Aborigine-Land zur sogenannten China Wall und in den Lawn Hill Nationalpark. Dort wird Polle uns verlassen und gen Süden fahren, während Michael und wir endlich Richtung Westen aufbrechen.
01.10.2011 – Kulturaustausch
Wir kriechen übrigens nicht immer nur im Busch rum, gestern war mal Kultur angesagt. Es wurden deutsche Werke von einem österreichischen Orchester im 2250km entfernten Perth aufgeführt und wir
waren in Broome im Gartenkino per live-cast dabei.
Beethoven wurde im selben Jahr geboren, in dem Cook Australien erreichte. Während letzteres also nichts weiter als eine Sträflingskolonie war, komponierte Ludwig bereits fleißig in Deutschland.
Grob 100 Jahre später, wurde in Broome aus einer alten Lagerhalle ein Garten-Kino errichtet, das bis heute als das weltweit älteste seiner Art in Betrieb ist. Die Leinwand zwischen Palmen und
Mangobäumen unter Sternenhimmel und vorbeifliegenden Flughunden und Flugzeugen im Landeanflug, konnte man dort, im Liegestuhl sitzend, Beethoven’s 8. Symphonie sowie Werke von Schubert, Mahler
und Schuhmann von den Wiener Philharmonikern bei ihrem ersten Gastspiel in Perth per live-cast verfolgen.
Ein kleines Highlight in Broome, viele herausgeputzte Leute inklusive Jens & Jenny, Nico und mir. Ein paar ältere Damen hatten auf dem Rasen zwischen Leinwand und erster Liegestuhl-Reihe
erstmal ein kleines Sekt-Picknick, bevor der erste Takt gespielt wurde. Kinder tummelten sich während der Symphonien im Gras. Und wir haben die Jungs auch nochmal in den Bottle-Shop geschickt, um
ein angemessenes Schlückchen zu besorgen.
25.09.2011 – Strandtag am Cape Leveque
Wenn man die Australier fragt, dann ist wirklich alles in Australien sehens- und eine Reise wert. Da wird selbst das kleinste Rinnsal zum großartigen Wasserfall, den man nicht verpassen darf. Nach eineinhalb Jahren hier, sind wir in unseren Erwartungshaltungen langsam etwas zurückhaltender und um so beeindruckter, wenn wir an einem Platz wie Cape Leveque ankommen.
Hier treffen tiefrote Felsklippen auf azurblaues Meer, umgeben von Stränden, deren feiner Sand sich von rot über orange, gelb bis weiß färbt. Sowohl an den westlich gelegenen
Sonnenuntergangsstrand, wie auch an den östlichen Bade-, Schnorchel- und Angelstrand kann man mit dem Auto fahren. Nicht dass die paar Meter zu weit zum Laufen wären, aber das macht es einfacher,
Nico an den Strand zu bekommen, wenn er den Reifendruck runter lassen und durch die Sanddünen donnern kann und dann eine Batterieanzeige ins Auto einbauen kann, während ich Muscheln sammeln gehe.
Außerdem ist es aber auch einfach angenehm, Schatten, Kühlschrank und trockene Wechselsachen bei sich zu haben.
23.09.2011 – Australien ist ein Dorf
Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, auf einem Kontinent wie Australien Leute wiederzutreffen? Diese Frage stelle ich mir gerade, während ich neben unserem Auto so am hellen Strand und
türkisfarbenen Meer von Cable Beach sitze.
Neben mir sonnen sich Jens & Jenny und Nadine. Mehr als 2000km liegen zwischen Calvert Hills, wo wir uns vor einer Weile verabschiedet haben und Broome.
Zu Mittag haben wir an der Tankstelle Vicki & Tobi getroffen, die Erfurter, mit denen wir an der Gibb River öfter gecampt und am Walsh Point Fisch gegessen haben.
Die unglaublichste Geschichte ist uns jedoch vor ein paar Tagen am Tunnel Creek passiert. Dort waren plötzlich Troy & Joe mit den beiden Kindern und 2 Hunden. Exakt ein Jahr, nachdem wir sie
auf dem Trip nach Cape York kennengelernt und in Somerset zusammen gecampt haben. Abends am Lagerfeuer gab es einiges zu erzählen...
Außerdem kreuzen sich unsere Wege seit Mataranka mit denen einer anderen Familie, mit denen wir, gerade in Broome angekommen, mal wieder geschwatzt haben. Da erzählt man sich dann, wie lustig es
ist, dass sich Reisende immer wieder treffen und dass wir neulich eine Familie getroffen hätten, ein Jahr nach Cape York. Darauf meinten sie, das wissen sie schon, denn sie haben Troy & Joe
auch gesehen, sie wussten nur noch nicht, dass es sich dabei um uns handelte.
Tja, Australien ist ein Dorf; eins, in dem man mit Freunden zum Abendessen an den Strand fährt, wo man ganz unkompliziert Dinner kochen kann, denn wir alle haben ja unser zu Hause inklusive voll ausgestatteter Küche in Form unserer Autos dabei.
20.09.2001 – Broome, Westküste
Vor exakt einem Jahr sind wir am nördlichsten Strand Australiens angekommen und haben auf der Heckklappe vom Auto sitzend angestoßen. Nun haben wir die Westküste erreicht, wir fahren den „kleinen Schwarzen“ an den berühmten Cable Beach, setzen uns auf die Bullbar und trinken einen Bundi-Coke (Rum-Cola) während die orangene Sonne im Meer versinkt.
Broome ist eine hübsche, mittelgroße Stadt, umgeben von Meer. Von der historischen Perlentaucherstadt, deren erste Siedler überwiegend Asiaten waren, ist heute nur noch der alte Stadtkern Chinatown mit ein paar alten Gebäuden, dem ältesten Garten-Kino der Welt und einer alten Eisdiele übrig. An sonsten ist die Stadt sehr modern und gut situiert. Man findet eine teure Perlen-Boutique neben der anderen (die Perlen werden mittlerweile gezüchtet und nicht mehr danach getaucht) und das Preisniveau ist insgesamt recht hoch. Wer ein Outbackstädtchen erwartet hat, ist sicher enttäuscht.
Doch wir müssen uns nun erstmal wieder von Bushcamps auf Stadt umstellen. Die Jungs brauchen kein
Feuerholz mehr suchen, damit wir Abendessen und Duschwasser kochen können, man kann einfach zu McDonald’s & Co. gehen und den Hahn aufdrehen. Morgens weckt uns kein Vogelgezwitscher mehr,
sondern Stadtlärm. Wenn wir irgendwo hin wollen, gibt es plötzlich hundert verwirrende Straßen, anstatt einer einzigen Gibb River Road mit ein zwei Abzweigen alle paarhundert Kilometer.
Aber wir werden uns für die nächsten paar Tage mal dran gewöhnen, denn wir haben einige Erledigungen zu machen, die Autos zu checken, die Weiterreise vorzubereiten und wollen in den Malcolm
Douglas Krokodilpark.
18.09.2011 – Wasserwanderung
Es ist stockdunkel, die Batterien meiner kleinen Taschenlampe geben langsam auf, ich stehe bis zur Brust in einem eiskalten Bach, in dem auch Krokodile leben und über mir kreischen die Fledermäuse… ich befinde mich im Tunnel Creek.
Wasser wandern mal anders, anstatt einen Bach in den Napier Ranges entlang zu wandern, folgen wir einem unterirdischen Bachlauf durch ein Höhlensystem unter der Bergkette hindurch. Es
ist übrigens nicht so gefährlich wie es klingt, aber genauso aufregend, nass und kalt.
Der von Fischen, Krebsen und Frischwasserkrokodilen bewohnte Bach windet sich einige km lang durch das von Fledermäusen und Flughunden bewohnte Höhlensystem. Wir folgen ihm mit viel zu kleinen
Taschenlampen bewaffnet und waten meistens durch knie- bis brusttiefes Wasser. Während draußen die Hitze glüht wie jeden Tag, ist es auf unserer unterirdischen Wanderung eiskalt aber eine tolle
Erfahrung.
15.09.2001 – Wasserfälle und Aborigine-Kunst
Nach einem Mittags-Stopp und Spaziergang zum Surveyer’s Pool, einen hübschen Wasserloch mit kleinem Wasserfällen, das wir ganz für uns alleine hatten, ging es weiter Richtung Mitchell Falls.
Die Regenzeit ist nun schon fast ein halbes Jahr vorbei und die Kimberleys sind mittlerweile sehr trocken. Das Land scheint sich auf die bald kommende Regenzeit vorzubereiten. Um so anziehender ist jeder kleine Bach, jedes Wasserloch und jeder Wasserfall, der immer noch Wasser hat und wie eine Oase umgeben von Grün ist, Palmen (Pandanas) und Paperbark säumen die meisten Flüsschen und Billabongs und in ihnen blühen Wasserlilien. Die berühmtesten Wasserfälle der Kimberleys sind die Mitchell Falls, ziemlich abgelegen auf dem Mitchell Plateau. Als wir sie nach endlos erscheinenden 16km „nicht gewarteter“ Holperstraße und einem 3km Wanderweg erreichen, wissen wir warum, sie sind wirklich beeindruckend. Das tiefblaue Wasser rauscht auch jetzt am Ende der Trockenzeit noch durch 3 große Felsen-Pools in die Tiefe. Wir wagen uns kaum vorzustellen, mit welchem Getöse es in der Regenzeit hinunterstürzen muss. Wir verbringen mehrere Stunden an den Mitchell Falls, klettern von allen Seiten auf den Felsen um sie herum und machen Mittag mit Blick auf die Wasserfälle.
Auf dem Rückweg kommen wir noch an den kleinen Mertens Falls vorbei, die mir fast noch besser gefallen haben, obwohl man sie eigentlich nicht mit den Mitchell Fällen vergleichen kann. Aber hier kann man hinter den Wasserfall klettern und unter dem angenehm schattigen Felsvorsprung sitzend durch den Vorhang aus glitzernden, manchmal in Regebogenfarben schimmernden Wassertropfen auf das kleine Wasserloch schauen, in das sich der Mertens-Wasserfall ergießt. Ein wunderschöner Platz, um sich von der Nachmittagshitze herunter zu kühlen. Leider ist der Wasserfall ganz schön kalt für eine Dusche.
Abgesehen von den Wasserfällen liegen aber auch immer wieder Aborigine-Art-Sites an unserem Weg, also Plätze
an denen vor vielen Tausend Jahren, vermutlich Aborigines Felsmalereien hinterlassen haben. „Vermutlich“ deshalb, weil einige Malereien in den Kimberleys so einzigartig und unterschiedlich vom
Rest Australiens sind, dass manche Wissenschaftler davon ausgehen, sie könnten auch von anderen Völkern stammen und auch die lokalen Aborigine-Stämme behaupten, diese seien nicht von ihnen und
malen mitunter einfach drüber.
Es gibt Vermutungen, dass sie von Afrikanischen Völkern stammen könnten, vielleicht noch aus der Zeit bevor die Kontinente auseinanderbrachen. Auch das Vorkommen der Boab-Bäume in den Kimberleys
unterstützt diese These. Andere Forscher meinen, sie könnten von Indonesischen Völkern stammen, das ist geografisch immerhin am nähesten. Diese Art der Felsmalereien nennt sich „Bradshaw“ oder
„Gwion“
Doch es gibt auch sehr detaillierte Aborigine-Zeichnungen, meistens Tiere oder Wandjina Darstellungen (Wandjina ist eine Art Gott für Wasser, Sturm
und dergleichen).
Die Kimberleys haben Unmengen davon, es ist wie eine große Freiluft-Gemäldegalerie. Leider sind sie schwer zu finden, da in der Regel keine Schilder darauf hinweisen und wir leider nur einige
Stellen mit Karten und Koordinaten gefunden haben.
13.09.2011 – faul an der Küste…
Palmenwälder breiten sich auf dem Mitchell Plateau aus und säumen unseren holperigen Weg an den Admiralty
Golf. Die Straße ist seit Ewigkeiten schon schlecht, ein Schild weist darauf hin, dass sie nicht gewartet wird, was in Wirklichkeit nur eine offizielle Ausrede dafür ist, dass sie besonders
schlecht gewartet wird.
Irgendwann blitzt unten im Tal türkis-grünes Meer durch den Bush. Das Ziel schon vor Augen, freuen wir uns auf die Ankunft. Doch laut Wegbeschreibung soll man für die letzten 8km 1-4 Stunden
einplanen. Das macht tatsächlich Sinn, denn der Track wird noch übler. Doch egal was kommt, meint Nico, diesen Holperweg fährt er heute nicht mehr zurück (er wird es auch die nächsten paar Tage
nicht müssen). Obwohl man „übel“ eigentlich auch nicht so sagen kann, es ist einfach offroad-Fahren par excellence. Der steinige, verwaschene Weg windet sich lange entlang der Hügel des Mitchell
Plateaus und während Nico unser Black Beauty langsam den Track entlang stampfen lässt, haben wir immer wieder tolle Blicke auf die Bucht. Am Ende fällt der Track steil bis fast auf Meereshöhe ab
und wir erreichen das Camp, das krokodilsicher und mit tollem Ausblick ein paar Meter über dem Meer liegt.
Als wir gerade unser Dachzelt ausklappen, kommt Micheal von seinem Fischerausflug und begrüßt uns mit den Worten „hier ist es viel schöner als in Kalumburu“. Schnell ist klar, dass wir die
nächsten Tage keine Lust auf Camp auf- und abbauen haben und einfach ein paar Tage hier bleiben, wie lange, das wissen wir noch nicht genau. Wir ziehen also auch das Vordach auf und stellen
unsere Stühle auf die „Veranda“ mit Blick aufs Meer.
Die Haupt-Tagesaufgabe der nächsten vier Tage sollte es werden, Feuerholz zu sammeln und Frischwasser aus dem nahegelegenen kleinen Bach zu holen. Mal ergänzen wir dies durch Wäsche waschen (mit der Hand natürlich), an sonsten sitzen wir lange im Schatten von Frühstück bis Mittag, lesen und am späteren Nachmittag starten die Jungs noch ein paar Angel-Versuche oder Nico baut Drachen, da mit den Gezeiten jeden Tag ein starker Wind kommt und geht. Der Drache ist allerdings ein ziemlicher Kamikazeflieger und greift uns manchmal sogar an.
Zum Abendessen gibt es meistens Fisch und an einem Abend sogar ein Festessen mit Krabbe. Allerdings nicht weil Nico und Michael so fleißig angeln, sondern die Nachbarn. Seit einigen Tagen schon verfolgen uns oder verfolgen wir Tobias und Vicki, bis wir irgendwann beschlossen haben, dann können wir auch zusammen campen. Sie sind ursprünglich aus Erfurt und wie die meisten Deutschen waren sie bisher nicht sonderlich angel-begeistert. Um so aufgeregter ist Tobias nun, als er plötzlich einen Fisch nach dem anderen und sogar eine große Mud-Crab (Krabbe) fängt. Allerdings ist er allergisch auf Meeresfrüchte und Vicki ist dankbar, dass wir ihr beim Verzehr der ganzen Fische helfen.
Mit Fisch(en) und Drachen steigen lassen vergehen vier Tage am Meer wie im Fluge, bis wir wieder weiter fahren.
06.09.2001 Kalumburu (Abzocke und Abfall in der Aborigine-Kommune)
Eines unserer ersten Ziele war Kalumburu und die Meeresküste, wo Micheal fischen wollte. Das Land um die
kleine Missions-Kommune Kalumburu bis hin zur Küste ist Aborigine-Land. Obwohl ich von der Kommune selbst sehr angenehm überrascht war (vor allem im Vergleich zur Lockhard River Kommune, wo wir
vor ca. einem Jahr waren), so habe ich für mich feststellen müssen, dass ich mich auf Aborigine-Land, wie es hier verwaltet wird, nicht wirklich wohl fühle.
Um sich dort aufzuhalten, brauchen weiße Touristen eine Genehmigung, die 50$ pro Fahrzeug kostet, wie sich herausstellen sollte jedoch kein Camping beinhaltet. Dafür zahlt man extra und zwar 20$
pro Person auf einer Art privatem Campingplatz, dessen Standard jedoch nicht der beste war. Zum Vergleich: gepflegte Busch-Camps in Nationalparks kosten zwischen 3 und 5 Dollar pro Nase und die
Schickimicki-Station mit Pool vor ein paar Tagen war 16Dollar.
Darüber hinaus kostet der Liter Diesel hier unglaubliche 3,70$ (1,60 ist normal, 2Dollar bereits überhöhter Outback-Preis). Und auch wenn die Ortschaft, vielleicht dank der Mission, überraschend
gepflegt aussah und wir für unsere 50Dollar „Eintritt“ eine schicke Broschüre bekamen, die die Sehenswürdigkeiten des Karumburu-Landes anpries, so gab es an den Straßen außerhalb der Kommune kein
einziges Schild zu den Aussichtspunkten, dafür jedoch immer wieder Müll von Plastikflaschen bis hin zu alten Kühlschränken.
Ich weiß nicht ob oder wie wir (Weiße) darüber urteilen können, wie die indige(eingeborene) Bevölkerung auf ihrem Land lebt und was sie daraus macht, ich kann nur ganz subjektiv
sagen, dass ich den Landstrich wie viele in den Kimberleys sehr schön und sehenswert fand, mir jedoch die Preise und der Müll den Genuss an dieser eigentlich schönen Küstengegend verdorben
haben.
Wir blieben eine Nacht in einem Busch-Camp und am nächsten Tag brachen Nico und ich auf Richtung Mitchell Plateau. Michael wollte die 20Dollar für den Campingplatz mit Meer-Zugang investieren und
sein Glück und Petri Heil versuchen.
05.09.2011 – abenteuerliche, alltägliche Kimberleys
Die Kimberleys sind eine der am wenigsten erschlossenen Gegenden Australiens, dreimal so groß wie England. Hier zu reisen, ist Abenteuer pur. Dies sagen zumindest die Karten und
Reiseführer.
Doch auf den wenigen erschlossenen Wegen, die es gibt, sind ein paar Touristen unterwegs, nicht viele (heute z.B. sind wir nur einem weiteren Fahrzeug auf der Straße begegnet), aber ein paar. Und
ohne unsere bisher echt tolle Tour abwerten zu wollen, so fühle ich mich gar nicht sonderlich abenteuerlich. Der Abenteuertrip wird zum Alltag.
Mit Sonnenaufgang und Vogelgezwitscher (oder Krähengeschrei) aufwachen, frühstücken und packen, bevor es zu heiß wird. Dann begleiten uns Holperstraßen, Corrugations (Wellblechfahrbahn) und Hitze
auf unserer Fahrt. Wenn es was zu sehen gibt, wagen wir uns aus dem klimatisierten Auto und erkunden die Gegend, die sehr abwechslungsreich und immer wieder interessant ist. Bevor es weiter geht
und der Nachmittag von der Suche nach einem schönen Camp-Spot für die Nacht beherrscht wird. Ist der gefunden, heißt es ein kaltes Ankommens-Getränk öffnen und dann Zelt ausklappen, Feuerholz
suchen und Duschwasser, Grill und Camp-Ofen anheizen.
Dennoch ist kein Tag wie der andere. Mal bleiben wir zur Abwechslung auf einer Vorzeige-Resort-Station und trinken unser Ankommens-Getränk im Pool. Mal beschließen wir bereits um zwölf, dass das
sandige Flussbett, an dem wir gerade unsere Mittags-Schnitten gegessen haben, eigentlich zu schön ist, um weiterzufahren. Die Jungs haben Spaß, unsere Autos durch den Sand zu fahren, festzufahren
und wieder raus zu buddeln und bis die finale Parkposition für die Nacht gefunden ist, ist es sowieso langsam Camp-Zeit, aber gerade noch Zeit genug, um einen Rinderbraten im Camp-Ofen zu garen.
04.09.2011 – Boab und Billabong
Seit einigen Tagen sind wir im Land der Boab-Bäume, die es nur auf Madagaskar, in Südafrika, Indien und in den Kimberleys gibt. Eigenartige Bäume, die ihre Blätter in der Trockenzeit verlieren und einfach nur sonderbar aussehen. Einige sind so groß, dass sie in den späten 1880ern als Zellen benutzt wurden, bevor die Gefangenen in die nächste Stadt gebracht werden konnten. Die Aborigines erzählen sich, dass der Baum einst zu stolz und arrogant war, so haben ihn die Geister aus der Erde gerissen und umgekehrt wieder hineingesteckt. Dieselbe Geschichte existiert in Madagaskar.
Doch nicht nur die Bäume sind eigenartig, die gesamte Landschaft ist mitunter bizarr. Zur Regenzeit sind weite Landstriche überflutet und ein einziger großer Fluss oder See. Jetzt in der Trockenzeit sind davon nur noch ausgetrocknete Ebenen oder vereinzelte Billabongs (Wasserlöcher und Feuchtgebiete, die auch in der Trockenzeit noch Wasser halten) übrig. Um die Billabongs herum gibt es Scharen von Wasservögeln. Die trockenen Ebenen breiten sich vor den typischen roten Felsformationen der Kimberleys aus. Tja und die Flüsse sind durch die Nähe zum Meer voll von Krokodilen und diesmal nicht nur Frischwasser-Crocs. (Die Geschichte vom Krokodil, das fast an Michaels Zelt geschnuppert hätte, erzähle ich wohl lieber erst, wenn wir wieder zu Hause sind und in der Zwischenzeit campen wir noch etwas weiter weg von Gewässern)
01.09.2011 – Western Australien
Hätten wir zu Hause solch ein schönes, warmes Klima wie hier, dann würde das Elbsandsteingebirge vermutlich ähnlich aussehen, wie der Keep River Nationalpark, durch den wir heut Morgen gewandert sind: goldgelb erleuchtet im sicheren Sonnenschein und immer grün mit Palmen zwischen den Sandsteinformationen.
Zeitgleich mit diesem Spaziergang erreichen wir endlich West Australien. Warum zeitgleich? Weil wir in Western Australia, ca. 5km hinter dem Keep River Nationalpark, die Uhren um 1,5 Stunden zurück stellen und sich Michael somit einen Tag lang nicht beschweren braucht, dass wir zu lange schlafen.
31.08.2011 – Cattle Stations in NT
Die Cattle Stations und Rinder-Industrie sowie seine im Northern Territory allgegenwärtige Geschichte begleiten uns auch nach Verlassen Calvert Hills weiter. In Katherine haben wir auf dem Campingplatz am historischen Springvale Homestead gewohnt, das für sich beansprucht, die älteste Station im Northern Territory gewesen zu sein. Hier hatte ein kühner Alfred Giles 1879 in 19 Monaten 2000 Kühe und Pferde und 12000 Schafe von Adelaide hergebracht.
Einen Tag später schlagen wir unser Camp am am Bullita Homestead auf. Letzteres war bis in die 1960er Jahre
in Betrieb und die meisten Anlagen werden nun von den Mitarbeitern des Gregory Nationalparks für die Touristen erhalten. Ich denke, die meisten Reisenden werden die alte Station als willkommene
Erholungspause von der Fahrt auf einer sehr holperigen Straße nutzen, die Infotafeln lesen und mit einem „Aha“ durch Homestead und Yard laufen. Michael, Nico und ich haben viel Zeit dort
verbracht und uns genau angesehen, wie unsere Arbeit in diesem Yard aussehen würde. Anders als bei dem unserem vermeintlichen Lavaloch an der China Wall wussten wir diesmal ein bisschen
besser, wovon wir reden und haben die Arbeit mit Rindern heute und in der Vergangenheit verglichen. Das Homestead war dem von Calvert Hills sogar ziemlich ähnlich, an einem Fluss gelegen gab es
ein Haupthaus mit dahinter liegendem Wellblech-Badehaus, ein Fleischhaus, verschiedene Unterkünfte für die Stockmen (da hätten wir also gewohnt) sowie eine Werkstatt und Vorratsräume.
Es ist schön, sich als kleinen Teil einer in Australien lang verwurzelten Tradition von Stockmen und Cattle Stations zu sehen.
29.08.2011 – Katherine
Wir waren alle drei nicht sonderlich scharf auf Stadt und Campingplatz, also haben wir in Katherine nur schnell ein paar Erledigungen gemacht. Michael brauchte einen Haarschnitt und einen neuen Führerschein, Nico eine neue Füllung für seinen Zahn und ich brauchte Cowboystiefel. Dass ich die brauche, war mir zwar vor der Ankunft in Katherine noch nicht bewusst, aber als ich sie beim ersten Stadtbummel seit Ewigkeiten gesehen habe, war ich ganz sicher, dass ich sie brauche.
27.08.2011 – Elsey Nationalpark, Bitter Springs
Wir können Mataranka nicht verlassen, ohne dem Elsey Nationalpark zu besuchen. Die Mittagszeit ist zwar nicht gerade die richtige Zeit, um bei durchschnittlichen 37Grad reichlich 8km zu wandern und dabei auch noch seine Wasserflasche vergessen zu haben, aber die Mataranka Wasserfälle sind schön. Danach dachten wir an ein Bad im warmen Thermal-Pool am Mataranka Homestead. Aber dieser Pool ist genau das, was der Name schon vermuten lassen könnte: ein künstlicher Pool, der um eine warme Quelle gebaut worden ist und wo sich alte Leute in Badeanzügen räkeln. Das ist nichts für uns, wir gehen also lieber am nächsten Morgen zu den Bitter Springs, in denen Michael und ich schon am ersten Abend nach unserer Ankunft in Mataranka ein kurzes Bad genommen hatten, bei Sternenschein im Palmenschatten mit mystischem Nebel über der 34Grad warmen Quelle (zum Glück haben wir erst am nächsten Tag gelesen, dass Krokodile gern nachts fressen). Nun glitzert das kleine warme Flüsschen hellblau zwischen den grünen Pandana-Palmen. Es ist wunderschön, sowohl im tropischen Palmenwald über, wie auch unter der Wasseroberfläche, wo ich mit Schnorchel und Taucherbrille ausgestattet die schimmernden Fischchen und sattgrünen Algen im lichtdurchfluteten warmen Wasser beobachte, während die Strömung mich langsam voran treibt.
26.08.2011 – Rodeo in Mataranka
Was machen drei Ex-Jackaroo/Jillaroo, die gerade die monatelange Abgeschiedenheit der Station verlassen haben? Sie fahren in die Stadt zum Rodeo!
Das erste Mal seit April reisen wir heute auf einer asphaltierten Straße.
Als ich vor ca. eineinhalb Jahren durch Mataranka gefahren bin, hatte ich meine Reise ins Outback gerade erst begonnen und habe davon überhaupt keine Notiz genommen, geschweige denn, dass ich
Mataranka als „Stadt“ bezeichnet hätte. Aber es ist natürlich eine Stadt, es hat eine Tankstelle, Polizeistation, einen Park, ein paar Touristenattraktionen und entsprechend drei Campingplätze,
die Showgrounds fürs Rodeo und einen Supermarkt, der an eine ostdeutsche HO-Verkaufsstelle erinnert.
Während wir zu Hause das Girschdurfer Schiss’n oder das Friedersdorfer Dorffest haben, so haben Outback-Städte wie Mataranka natürlich ihr Rodeo. Obwohl es nicht ganz richtig ist, das zu
vergleichen, denn während Rummelplatz und Dorffest fürs Publikum gemacht sind, so geht es beim Rodeo nur nebenbei um die Zuschauer, es ist hauptsächlich ein Wettbewerb für die Cowboys und –girls.
Bronc ride (buckelnde Pferde), bareback bronc ride (buckelnde Pferde ohne Sattel), camp draft (Kühe treiben, mit Lasso fangen usw.) und natürlich die Königsdisziplin, Bullenreiten stehen auf dem
Programm. Acht Sekunden gilt es oben zu bleiben auf den buckelnden Pferden oder wilden Bullen. Je mehr Punkte und Siege, um so größer die Trophäen in Form von gravierten Gürtelschnallen, die die
Cowboys hier stolz zur Schau tragen.
Dies ist ein Spektakel und ohne jeden Zweifel ein passender Abschluss für mein Jillaroo-Kapitel.
25.08.2011 – Abschied
Am Mittwochmorgen war alles gepackt und wir waren mehr oder weniger bereit, good bye zu sagen. Aber wie sagt Paul immer so schön: „no plans“ (keine Pläne)… beim Frühstück bat er uns, noch einen
Tag zu bleiben und zwei Naturschützer auf Calvert Hills rumzuführen. Es fiel uns alles andere als schwer, nochmal die Little Gorge entlangzuwandern, zum Jump-up zu fahren und durchs Big und
Little Valley.
Doch am nächsten Tag mussten wir dann Abschied nehmen und der war schwer. In den letzten eineinhalb Jahren habe ich immer wieder Plätze und Menschen getroffen und mich wieder verabschieden
müssen, es gehört zum Reisen wohl dazu. Aber Calvert Hills war ein zu Hause, so vertraut und unbeschwert, wie man es sonst nur in der Kindheit hat. Ich war noch nie so traurig, wegzugehen. Weder
als ich nach Berlin gegangen bin, noch als ich es verlassen habe. Was wahrscheinlich daran liegt, dass ich weiß und glücklich darüber bin, dass ich dahin jederzeit zurück kommen kann und dass
dann alles so weit beim Alten sein wird. Aber ob ich jemals nach Calvert Hills zurückkommen werde, steht in den unzähligen, hellen Sternen, die jede Nacht darüber scheinen. Und falls doch, so
weiß ich nicht, ob es dann immer noch dasselbe sein wird. Die beiden Naturschützer, die wir herumgeführt haben, waren daran interessiert, Calvert Hills in ein privates Naturschutzgebiet zu
verwandeln.
Paul sah ebenso traurig aus wie wir, als wir uns verabschiedet haben. Und obwohl ich die Arbeit im Yard nie so gern gehabt habe, wie die im Bush, so war es doch schwer, aus dem Homestead und dann
aus dem Yard heraus zu fahren. Die nächsten Kilometer haben uns „unsere“ Kühe scheinbar auch noch Auf-Wiedersehen sagen wollen, sie waren überall am Wegesrand bis hinter den Big Calvert River.
Das war es dann wohl, das Kapitel Calvert Hills.
„Looking forward, looking back
Come a long way down the track
got a long way still to go…” (Slim Dusty)
Auf den ersten Kilometern nach Calvert Hills habe ich noch viel mehr zurück geschaut, als nach vorn und mich auf das Kommende zu freuen.
Doch am Abend haben wir uns gefreut, Michael an einer Lagune auf halbem Weg nach Katherine wieder eingeholt zu haben. Er ist wie geplant am Mittwoch los, weil er den Abschied nicht länger heraus zögern wollte. Am Lagerfeuer haben wir noch ein paar Calvert-Geschichten erzählt und dann haben wir unsere kommenden Offroad-Abenteuer geplant.
21.08.2011 – die China Wall rauf und runter
An einem Abzweig kurz hinter Lawn Hill verabschieden wir Polle und machen uns auf den Rückweg, diesmal über die China Wall hinweg. Zwischen den verlassenen Minen zweigt ein Weg ab, der auf Michael’s Karte nicht mehr eingezeichnet ist, auf unserem GPS ist er nur noch eine gestrichelte Linie, doch John’s handgezeichnete Karte schlägt ihn uns als Rückweg vor und die Jungs sind natürlich heiß drauf, unsere Autos die China-Wall-Formation hoch kriechen zu lassen. Dies könnte abenteuerlich werden, dachten wir. Aber unsere Autos stampfen den steilen Anstieg bis auf die 340m der China Wall ohne große Probleme hoch und wir haben einen einzigartigen Blick auf die umliegenden Täler und Hügel. Der Weg führt eine ganze Weile auf dem Plateau entlang. Hier oben ist es grüner und bewaldeter als im Tal.
An einem kristallklaren kleinen Bach machen wir Mittagspause und kochen Tee.
An einer anderen Stelle beschäftigen wir drei Nicht-Geologen uns eine Weile mit einer Art Lavablase im Gestein, die wir finden, nachdem Michael ein eigenartiges Loch im Boden entdeckt hat und wir
daraufhin eine Felswand hinunterklettern, um ihren Ursprung zu erkunden.
So vergehen die Tage, wir kriechen die Offroad-Tracks entlang, stoppen hier und da und campen gemütlich, gewöhnlich vom späten Nachmittag bis zum nicht mehr so frühen Morgen. Wenn alles gut geht,
haben wir heute unser vorerst letztes Camp, bevor wir nochmals nach Calvert Hills fahren und die Autos für den Trip nach Westen checken.
19.08.2011 – Lawn Hill Nationalpark
Ich hatte befürchtet, dass wir nun mit anderen Touristen nach Kanus anstehen und uns über Wanderpfade schieben müssten. Die Schönheit des Parks würde dies durchaus hergeben. Doch zum Glück blieb es aus. Lawn Hill scheint abgelegen genug zu sein und immer noch ein Geheimtipp.
Am Vormittag mieten wir zwei Kanus, mit denen wir über den grünen Fluss, umgeben von roten Felsen und Palmen paddelten und Schildkröten beobachten.
Nachmittags machen wir die östlichen Wanderungen , zu Aborigine-Malereien und auf einen Insel-Felsen, bevor wir mit den letzten Sonnenstrahlen des Tages noch ein erfrischendes Bad an den
Wasserfällen nehmen, wo wir morgens schon langgepaddelt waren. Ein toller Tag in einer wundervollen Umgebung, für die ich nur noch einmal mehr die Beschreibung „Oase“ gebrauchen muss.
18.08.2011 – Oasen
Kingfischer Camp ist das erste kleine bisschen Zivilisation, das wir erreichen. Es ist ein einfacher, aber schöner Busch-Campingplatz, eine grüne Wiese mit schattigen Bäumen an einem 5km langen Wasserloch des Nicholsen River. Das frische Grün und der Fluss laden ein, hier zu verweilen und eine Nacht zu bleiben und wir treffen das erste Mal seit Monaten auf fremde Menschen mit ungewöhnlichen Gewohnheiten. Wir sitzen seit dem frühen Nachmittag in unserem Camp zwischen unseren Wüstenschiffen, die einen Weg gekommen sind, den keiner der anderen Camper auch nur in Erwägung gezogen hätte und finden es komisch, dass sie alle ihre perfekt ausgestatteten Fahrzeuge waschen. Nicht dass unsere Autos schlechter ausgestattet wären, wir haben Kühlschränke, Strom, geräumige Zelte, Gaskocher (auch wenn wir immer am Feuer kochen) usw. Wie auch immer, wir müssen uns wohl erstmal wieder an Menschen gewöhnen.
Am nächsten Tag treffen wir auf noch mehr davon und ich frage mich, wo sie alle her kommen. Denn auf dem Weg sind uns so gut wie keine Fahrzeuge begegnet. Doch warum sie hier sind, ist klar. Adele’s Grove kurz vor dem Lawn Hill Nationalpark ist nach einigen Tagen auf staubigen Wegen durch trockenes Land eine noch üppigere Oase als Kingfisher. Ein türkisblauer Bach ist umgeben von Palmen und Paperbark-Bäumen … und Campern, die jedoch alle ihren Abstand und ihre Ruhe haben wollen. Am Abend lodern kleine Lagerfeuer zwischen den Palmen und wenn am Morgen unzählige Vögel anfangen zu zwitschern, machen sich alle auf den Weg in den Lawn Hill Nationalpark.
16.08.2011 – verlassene Minen
Wir fahren weiter auf Tracks, von denen keiner von uns weiß, wann sie das letzte Mal befahren worden sind.
Es muss lange her sein, doch unsere Autos meistern jedes Flussbett (die meisten sind mittlerweile trocken), jedes Sandloch und jedes Washout (tiefe Verwaschungen). Darüber hinaus sind wir bestens
mit Karte, GPS und einer handgezeichneten Karte, von jemandem, der sich hier auskennt ausgestattet.
Das Land um die China Wall herum ist mittlerweile sehr trocken. Dünne knorrige Bäume mit grünen Wipfeln stehen wie lauter Farbkleckse darauf. Manchmal ist der Boden steinig, manchmal ragen große
Felsen aus ihm heraus und bilden Hügel und Berge. Als das hügelige, steinige Land plötzlich wie durchgeknetet erscheint, befinden wir uns in der ersten Mine, die auf John’s Karte verzeichnet
ist.
Um ein Wasserloch herum erkunden wir rostige Überreste von Förderanlangen, Fundamente einstiger Gebäude und
finden etwas, das Michael als den Motor eines 1950er Ford identifiziert. Irgendwann sind wagemutige Männer voller Visionen in dieses unwirtliche Land gekommen, in der Hoffnung, das große Los zu
ziehen. Heute nimmt keine Menschenseele mehr Notiz davon, die Mine ist auf keiner Karte mehr, wir wissen keinen Namen.
In der nächsten Mine sehen wir anhand der türkis gefärbten Steine rundherum zumindest, dass es eine Kupfermine gewesen sein muss. Hier finden wir die rostigen Skelette von Fahrzeugen aus den 30er
Jahren, einen Wellblechverschlag und Maschinerie, an der der Zahn der Zeit seit vielen Jahren nagt. Doch es ist gruselig, dass sich bei genauerem Hinsehen inmitten dieser Relikte auch moderne
Gegenstände befinden. Irgendwer muss die Minen-Ruine als Behausung und Camp genutzt haben. Mit Gedanken an Filme wie „The hills have eyes“ machen wir uns also lieber auf die Weiterreise.
15.08.2011 – China Wall in Sicht
Wir starten nach Smoko, dem großen Frühstück, auf der Station und verlassen gegen Mittag das Gelände von Calvert Hills in eine Richtung, die kaum von Menschen, geschweige denn Touristen, befahren wird. Anfangs sind die Wege entlang der Zäune unserer Nachbarstation Benmara noch frisch begradigt, doch bald erreichen wir Aborigine-Land, das den ursprünglichen Eigentümern in den 70er Jahren zurückgegeben worden ist. Es verirren sich kaum Weiße hierher und auch wenn wir eine mündliche Genehmigung der Aborigines aus dieser Gegend haben, so bleibt doch ein eigenartiges Gefühl und die Frage, ob wir überhaupt hier sein sollten. Vor allem wenn man die Schönheit dieses Landstriches sieht. Es ist nur zu gut verständlich, dass es für die Träume und Zeremonien der Aborigines eine große Bedeutung haben muss oder gehabt haben muss. Das Land ist anders als Calvert Hills, es ist trotz der Trockenheit relativ grün, gewellt und ab und an ragen spitze Felsen oder Plateau-Hügel aus ihm heraus. Wir fahren Hügel herauf, überblicken weite Täler und machen nicht allzu viel Strecke, weil wir ständig Fotostopps einlegen und den Ausblick genießen müssen.
Unberührt von der Nutzung durch Weiße, leben auf dem Aborigine-Land auch prächtige Bullen, die dem Mustering der umliegenden Stations irgendwann entkommen sein müssen sowie unzählige Brumbies (Wildpferde), die um unsere Fahrzeugkolonne ebenso neugierig herum gallopieren, wie wir sie aufgeregt betrachten und fotografieren. Ich habe noch nie im Leben einen solch muskulösen, in der Sonne glänzenden, schwarzen Hengst gesehen wie heute. Am Ende des Tages erreichen wir die ersten Ausläufer der langen Berg- und Felsformation, die China Wall genannt wird und schlagen unser Camp auf einer kleinen Anhöhe direkt gegenüber auf.