Roadtrip Norden-Osten-Süden...


Meine Reiseroute zieht sich seit April kreuz und quer hauptsächlich durch Queensland und streift ab und an Northern Territory und New South Wales. Doch nun steht die Regenzeit vor der Tür. Und so sehr ich das Outback und den Bush hier ins Herz geschlossen habe, es ist an der Zeit, nach Süden aufzubrechen.


05.11. 2010 – Karumba – Normanton


Der Roadtrip vom Norden über den Osten in den Süden beginnt für uns am 05. November in Karumba am Golf von Carpentaria.

Lebensgroße Nachbildung des hier erlegten Krokodils
Lebensgroße Nachbildung des hier erlegten Krokodils

Am Norman River wurde 1957 das größte Krokodil geschossen, das je gesehen, gemessen und erlegt worden ist. Krystina Pawlowski hat das 8.63m lange Biest geschossen. Wir halten an der lebensgroßen Nachbildung des Monstrums. Viel mehr hat Normanten aber nicht zu bieten.

Ca. 35km von Normanten entfernt befand sich Camp 119, das nördlichste Camp der Entdecker Burke & Wills, die den Kontinent 1860/61 von Melbourne aus durchquerten. Sie sollten später tragisch sterben, da die Gefährten das Versorgungscamp im Landesinneren nach mehreren Monaten des Wartens nur 8 Stunden vor der Rückkehr von Burke & Wills verlassen hatten.
Auch hier haben wir einen kurzen Stopp eingelegt. Paul erzählt uns später, dass es noch nördlichere Camps als 119 auf dieser Expedition gegeben hat, diese wurden jedoch von Weißen nie gefunden und von den Aborigines nie Preis gegeben. Man weiß also nicht genau, ob Burke & Wills ihr Ziel, von Melbourne aus an die Nordküste Australiens zu gelangen, je erreicht haben.
Wir jedenfalls sind nun in umgekehrter Richtung unterwegs.

07.11. 2010 – Feuer am Walkabout Creek Hotel


Wir fahren seit morgens 7 Uhr durchs Outback. Wir haben gefühlte 80 Grad (es sind wohl um die 39 oder so).  „Nach jeder Kurve dasselbe Bild“ (Zitat Nico), und so viele Kurven gibt es nicht.


Erst nach Einbruch der Dunkelheit bietet das sonst ständig gleiche Land ein beeindruckendes Naturschauspiel. Blitze schnellen hinter dunklen Wolken hervor, erhellen das weite Land und müssen vor Stunden ein großflächiges Buchfeuer entzündet haben. Kurz nach Einbruch der Dunkelheit fahren wir direkt auf den roten Himmel und die Gewitterfront zu, bis wir dieses Höllenszenario erreichen und einige Kilometer an brennenden Bäumen und wild zuckenden Blitzen entlangfahren.
Das Bild, das sich uns bietet ist beeindruckend aber nicht beunruhigend.

Crocodile Dundee's Walkabout Creek Hotel
Crocodile Dundee's Walkabout Creek Hotel

Nur kurze Zeit später hören wir über Funk mit, wie der Truckfahrer vor uns Bouletten mit Gemüse bestellt. Die nächste Ortschaft, die unser heutiges Tagesziel werden soll  ist also nicht mehr weit. McKinlay besteht neben ca. 15 Häusern aus einem Roadhouse und dem Walkabout Creek Hotel aus Crocodile Dundee. Nicht viel also, aber einen Burger im Roadhouse und ein Foto vom Hotel hat das Kaff immerhin zu bieten, was will man mehr nach ca. 1100km.

09.11.2010 – durchs Outback zurück nach Byron Bay


Die Fahrt bestand aus einem weiteren Tag Einöde und flachen Land. Allerdings hätten wir 1,5 Tage und ca. 1920km nach Verlassen Calvert Hills‘ gleich wieder Arbeit auf einer Cattle Station haben können. In Augathella an der Tankstelle kamen wir mit einer Dame ins Gespräch, die uns am liebsten sofort auf eine ihrer 3 Farmen mitgenommen hätte. Tatsächlich wurde die Gegend hier langsam wieder hügeliger und schöner und Paul würde nur den Kopf darüber schütteln, dass wir viel zu viele Pläne machen, die sich ja doch wieder ändern könnten. Aber wir haben nun mal andere Pläne und schießen weiter Richtung Küste. 


Am 09.11. sind es endlich keine unendlichen Geradeausstraßen durchs brennend heiße Flachland mehr. Nun schlängeln sich die Straßen durchs bergige Küsten-Hinterland und angenehme Wolken hängen in den Gipfeln. Gegen Mittag erreichen wir die Teebaum-Gegend um Lismore und am frühen Nachmittag Byron Bay. Wir sind kaputt, haben die letzten 2,5 Tage nur zum Tanken, Pinkeln und für ein paar Stunden Schlaf pro Nacht angehalten.


Aber erstmal haben wir noch einiges zu erledigen. Mein Auto holen und „4 sale“-Zettel („zu verkaufen“) in Byron Bay verteilen. Dann treffen wir JJ und Heidi im Beach Hotel und kommen laaaangsam an; Kaffee, Kuchen, was zu Essen. Ich fühle mich jedoch immer noch matschig im Kopf und habe keine Antwort, als JJ fragt, wo wir denn heut Nacht eigentlich schlafen. Also nimmt sie uns kurzerhand mit nach Ocean Shores und bietet uns ihr Gästezimmer an. Das kuschelige Bett muss jedoch noch einige Stunden warten, die wir mit Wein und gemütlichen Gesprächen in JJ’s Garten verbringen.

östlichster Punkt Australiens
östlichster Punkt Australiens

13.11.2010 – alles erledigt im Osten


Ich war zwar die letzten Tage nervös und angespannt, ob wir auch wirklich alles schaffen. Aber „no worries“, wir haben in vier Tagen alles erledigt, was zu tun war: Reparaturen am 4runner, Frisör, östlichster Punkt Australiens und ich habe meinen guten alten Toyota-Opa am Samstag in Surfers Paradise an ein junges neuseeländisches Pärchen verkauft. Es fiel schon ein wenig schwer, das kleine Totenkopfmobil war zuverlässig und gemütlich und hat mich ohne Probleme von Darwin nach Calvert Hills, von da nach Cairns, dann hoch bis nach Daintree und wieder runter durch die Tablelands, nach Magnetic Island und nachher die Ostküste runter bis Sydney und wieder hoch zur Gold Coast gebracht.

 

Aber nun geht es mit dem 4runner weiter, der mittlerweile rundumüberholt und fast wie neu ist. Letzte Woche hat er noch neue Stoßdämpfer und Bremsbeläge bekommen, sodass wir gleich nach dem Autoverkauf des Skull-Mobils wieder auf der Straße waren und nun gen Süden düsen.

Nach mehr als 2000km Outback letzte Woche, war das Goldcoast-Hinterland und die Strecke bis Gilgandra heute wunderschön und abwechslungsreich und glücklicherweise nicht mehr so heiß wie in Queensland. Aus der Nähe betrachtet befanden wir uns natürlich in australischen (Regen-)Wäldern, aber als ich den Blick über die weite, hügelig bergige Flur schweifen ließ, hätte ich zeitweise fast gemeint, in der Oberlausitz zu sein.
Dennoch ziehen sich die Kilometer natürlich hin und man muss sich irgendwie die Zeit vertreiben. Eine Festplatte voller Musik von nem alten Kollegen ist eine lustige Möglichkeit. Während Herr Nico fährt und fährt und fährt, wandelt Frau Neumann den 4runner in ein Partymobil um, reicht Snacks und sorgt für Musik, lustiges Liederraten und Karaoke von Depeche Mode über Limp Bizkit bis Herbert Grönemeyer.

15.11.2010 – Adelaide


Wir sind gestern wieder bis nach Einbruch der Dunkelheit gefahren, hätten 1000 hochwertige Postkartenfotos vom Sonnenuntergang machen können, wenn der Akku nicht leer gewesen wäre und haben auf einem sehr charmanten Rastplatz mit Pavillon und Blumenbeeten angehalten, um da zu übernachten. Am Abend haben wir herausgefunden, dass man mit den öffentlichen Grills kein Wasser erwärmen und Instant-Nudeln damit aufbrühen kann. Nach diesem gräßlichen „Abendessen“ und einer überraschend kalten Nacht 150km vor Adelaide sehen wir uns heute Morgen erstmal um. Nachdem uns die Landschaft vorgestern an die Oberlausitz erinnert hat, so schien es heute Morgen, als ob wir durch die Uckermark fahren. Die Ortschaften erinnern nun nur noch entfernt an Westernstädtchen, der Baustil ist sehr europäisch, vor allem die Kirchen. Viele Häuschen mit Blumengärten erinnern mich an Frankreich.

 

Adelaide selbst präsentiert sich uns heute erst einmal mit einer ewig langen Zufahrtsstraße mit viel zu vielen Autohändlern, Großmärkten usw., mit einer City mit viel zu wenigen und viel zu teuren Parkplätzen und mit überteuerten Ho(s)tels. Wir schauen uns um, sind genervt von Parkplatz- und Unterkunftssuche und flüchten dann zurück ins Umland zu unseren Gästen aus der Oberlausitz.

Peggy und Stephanie auf dem Balkon im Barossa Valley
Peggy und Stephanie auf dem Balkon im Barossa Valley

Hier treffen Backpacker auf gut durchgeplante deutsche Touristen. Peggy und Jens haben über den deutschen Reiseveranstalter ein 200-Dollar Zimmer mit Blick auf die Weinfelder im Barossa Valley. Wir zotteln unsere Matratze ins Zimmer, freuen uns über eine Badewanne und schleppen den Campingkocher auf den Balkon des schnieken Resorts. Es gibt ein Kängurusteak-Barbecue und wir feiern das Wiedersehen mit meiner ältesten Freundin.

Barossa Valley
Barossa Valley

16.11.2010 – Barossa Valley


Wann nippt man schon mal vormittags an einem 100-Dollar-Wein im Barossa Valley? – Heute!

 

alles klar?!
alles klar?!

Bei der Langmeil Vinery nehmen wir an einer Führung und Weinverkostung teil. Wir sehen und kosten hier von den ältesten Shiraz-Reben der Welt, die seit 1843 hier gedeihen und von jeglichem Parasitenbefall, der die meisten anderen Weinreben früher oder später getötet hat, verschont geblieben ist. Dies und mehr lernen wir im Barossa Valley, das übrigens von preußischen und schlesischen Siedlern gegründet worden ist.

 

Später besuchen wir noch die „Whispering Wall“, eine Staumauer, an der man sich über 140m Entfernung unterhalten kann, als ob man nebeneinander steht, echt erstaunlich.

Hostel in Glenelg
Hostel in Glenelg

Gen Abend geht es zurück durch den zermürbenden Feierabendverkehr von Adelaide nach Glenelg. Glenelg ist Adelaide’s Strandbezirk und hat ein einziges Hostel in einem alten Gebäude von 1878. Dieses könnte jedoch etwas liebevoller gemacht sein, unsere Pauschalreisenden aus der Oberlausitz sind alles andere als begeistert und schnell ist klar, morgen suchen wir uns was anderes.

Kaffee im neuen Motel
Kaffee im neuen Motel

17.11.2010 – Strandtag


Überraschend schnell haben wir ein Motel mit eigenem Bad und nettem Personal ebenfalls in Glenelg für fast denselben Preis vom Hostel gefunden und sind eins zwei fix dahin umgezogen. Als das erledigt und der ein oder andere Kaffee getrunken war, sind wir gaaaanz gemütlich zum Strand geschlendert, haben uns nen Sonnenbrand geholt, sind dann weiter zur Einkaufs-Straße gebummelt und kurz vor dem Rückweg haben wir uns noch einige Leckereien zum Grillen geholt, um einen gemütlichen Grillabend am Motel gemacht.

frieren für die Delfine
frieren für die Delfine

18.11.2010 – frieren mit den Delfinen


Irgendwas mach ich falsch, immer wenn ich auf ein Boot will (zum Vergnügen), zieht sich der Himmel zu. Ähnlich wie bereits am Great Barrier Reef haben wir nen Bootsausflug gebucht, sind um 6 aufgestanden und haben festgestellt: es nieselt. Aber egal, nass werden wir ja soundso. Heute wollen wir mit einem Segelkatamaran rausfahren und mit den Delfinen schwimmen. Also rauf auf die „Temptation“ (das erste Schiff, das ich seit dem ollen Haikutter betrete), rein in den feuchten Schwimmanzug und warten, bis wir Delfine sichten. Dann rein ins 17Grad-Wasser, neben uns tauchen die Rückenflossen auf und ab, aber die Bootscrew ermahnt uns, wir sollen unter Wasser schauen. Dort schwimmen dann auch zwei neugierige Delfine direkt neben Peggy und mir und beobachten neugierig die komisch aussehenden Touristen mit ihren Taucherbrillen und Schnorcheln. Es ist tatsächlich beeindruckend und unbeschreiblich, so nahe an diesen freundlichen Meeressäugern durchs Wasser zu gleiten.


Doch nun waren die Schwimmanzüge nass und kalt und leider haben wir in den nächsten 2,5 Stunden keine Delfingruppe mehr gefunden, die so nahe am Boot geschwommen wäre. Das heißt, wir sind in dieser Zeit zwar noch mehrmals ins kalte Nass und wieder raus aufs windige Boot, haben aber keine Delfine mehr streichelnah neben uns gehabt. Die Jungs haben in  Sweatshirt und Regenjacke Fotos gemacht und sich amüsiert, wie wir mit den Zähnen klappern und vor Kälte schlottern.

 

Es wäre zwar natürlich schön gewesen, noch mehr Delfine zu sehen, aber auch die beiden, die wir gesehen haben waren dieses Erlebnis und auch die Friererei allemal wert.

19.11.2010 – Besucher weg, der Ernst des Backpackerlebens geht wieder los


Viel zu schnell sind die Tage mit den Oberlausitzern vergangen. Heut mussten wir sie schon wieder zum Flughafen bringen und verabschieden.


Peggy und Jens waren gerade mal in der Luft, da hat uns der Backpackeralltag auch schon wieder. Schneller als gedacht und ohne wirklich danach zu suchen, wurde uns im Motel Arbeit angeboten. Als wir vom Flughafen zurück waren, hab ich eine Einweisung im Betten machen und Zimmer reinigen bekommen. Morgen um 9.30Uhr geht’s los. Zuvor haben wir aber noch nen Termin beim Steuerbüro zwecks australischer Steuererklärung.


Doch heute wollen wir erstmal in ein mehr oder weniger preiswerteres Hostel in der Stadt ziehen. Es hat nen Parkplatz, was in der Stadt echt wichtig ist, ein Supermarkt, Bottleshop und Pizzaservice gleich nebenan und unser Zimmergenosse ist aus Berlin, erster Eindruck also ganz gut.

Arbeiten am Motel
Arbeiten am Motel

23.11.2010 – Arbeitsalltag in Adelaide/Glenelg


Wohnen im Hostel in der City und fahren jeden Morgen zur Arbeit nach Glenelg.
Die Arbeit im Motel ist gut, wir machen, was so zu tun ist. Der Chef und die Mitarbeiter sind nett und zu Feierabend gibt’s Geld und ne Limo.

Dann geht es was essen, wahlweise in Chinatown, Pizza oder –es lebe die Globalisierung - nen 1$-Hot-Dog bei Ikea. Doch Ikea in Adelaide ist doch nicht ganz wie Ikea in Berlin. Das Positive:  hier herrscht kein Mord und Totschlag, sondern entspanntes Einkaufen. Das Negative: sie haben hier keine Gurken und Zwiebeln für die Hot Dogs L Hätten wir mal lieber wieder in Chinatown gegessen!

Im Hostel kochen wollen wir jedenfalls nicht, dazu ist uns der Laden mittlerweile zu suspekt. Zuerst fand ich es sehr angenehm, dass hier keine jungschen Party-Backpacker sind. Doch dafür haben wir die ganzen Bekloppten im Adelaide Traveller’s Inn. Typen, die ihr Abendbrot auf dem Autodach des Hausmeisters zusammen mit einer Stoffpuppe einnehmen zum Beispiel. Aber zum Glück sind unser Mitbewohner David und die Mädels aus dem Nachbarzimmer ganz normal und nett und warten jeden Abend zuverlässig auf der Veranda vor unserem Zimmer auf uns, um die Neuigkeiten des Tages auszutauschen oder „wer bin ich“ zu spielen. Heute Abend ging plötzlich die Tür zu unserem Zimmer auf und jemand Neues kam an. Nacheinander sind alle reingeschlichen und haben mit „der Neuen“ ein paar Worte gewechselt. Mir fiel recht schnell ein vertrautes Rollen und ein bekannter Dialekt auf, Marlen kommt aus Wilthen und passt richtig gut in unsere Runde.

Adelaide bei Regen
Adelaide bei Regen

24.11.2010 – endlich Adelaide / good bye Adelaide


Jetzt aber endlich mal Adelaide! Die vergangene Woche sind wir nur rumgehetzt oder haben gearbeitet, heute wollen wir mal richtig Bummeln und es uns gut gehen lassen. Dumm nur, dass wir die letzten Tage bei der Arbeit geschwitzt haben wie die Hunde und heute regnet es. Doch davon lassen wir uns die Laune nicht vermiesen und es gibt etwas, das gerade bei Mistwetter am besten ist:

Haigh's Schokoladenfabrik
Haigh's Schokoladenfabrik

Schokolade. Zusammen mit Marlen machen wir eine Führung und Verkostung in Haigh‘s Schokoladenfabrik mit. Zwar ohne Willi Wonka, aber trotzdem mit sehr leckerer Schokolade. Dann bummeln wir durch die Stadt, machen Halt an unserer neuen Lieblingsbäckerei, die Schwarzwälder Kirschtorte für Nico und Würstchen-Donuts für mich hat. Zu guter Letzt gönnen wir uns noch eine chinesische Massage, um dann total entspannt und durchgeleiert Adelaide in Richtung Melbourne zu verlassen.

Camp im Regen
Camp im Regen

Während es in der Stadt mal mehr mal weniger geregnet hat, haben wir Dauerregen, als wir am späteren Abend einen Platz für die Nacht suchen. Laut Karte soll es einige idyllische Rastplätze im Coorong Nationalpark geben, der aus temporären und ständigen Seen, Meer und Lagunen bestehen soll. Bei Nacht und Nebel finden wir jedoch keine Idylle und nehmen nur den Fischgestank wahr, der sich in diesen Feuchtgebieten bei Nässe von oben und unten breit macht.

 

Irgendwann finden wir einen akzeptablen Nachtplatz, bauen im Regen das Tarp auf und ich koche hinters Auto gekauert ein paar Tütennudeln. Es ist zwar ein bisschen ungemütlich, aber dank der Massage am frühen Abend, dem ordentlichen Weinvorrat oder einfach der entspannten Weiterreise, die vor uns liegt, ist mir das egal.

Coorong
Coorong

26.11.2010 – Mt. Gambier


Jetzt wo wir wieder ohne Termindruck reisen können, trödeln wir auch gleich wieder rum. Erst gegen Mittag brechen wir auf. Nun erst sehen wir Coorong bei Tageslicht. Interessant und skandinavisch sieht es hier aus, stinkt aber nach wie vor nach Fisch.

 

Um so angenehmer bin ich von Mt. Gambier überrascht, ein hübsches, verhältnismäßig großes Städtchen umgeben von einer Landschaft vulkanischen Ursprungs mit Kraterbergen und Senk-/Schlundlöchern. Wir nehmen uns eine kleine Hütte mit eigener Küche auf dem zentralsten Campingplatz, die preiswerter ist als das 4er-Zimmer im Hostel in Adelaide.

Umpherston Sinkhole
Umpherston Sinkhole

Donnerstagabend besuchen wir Umpherston Sinkhole, ein altes Schlundloch, das wunderschön bepflanzt und als Park angelegt worden ist und wo man am Abend die Opossums füttern kann.

Frau Neumann am Blue Lake
Frau Neumann am Blue Lake

Am nächsten Tag geht es unter anderem zum Blue Lake (blauer See), einem Kratersee, für dessen extrem blaue Farbe angeblich noch keiner eine Erklärung gefunden hat.

 

Danach besteigen wir den Kraterrand des Mt. Schanck.

Port McDonnell
Port McDonnell

29.11.2010 – Pinguine, Robben, Koala und Rock’n‘Roll


Eigentlich wollten wir ja weiter, aber der Dauerregen am Samstagmorgen lässt uns diesen Plan nochmal überdenken. Great Ocean Road und campen im Regen ist nicht so toll. Und nach Melbourne durchdüsen und gegen Abend ein überteuertes Stadthostel nehmen ist irgendwie auch keine gute Option. Da bleiben wir doch lieber noch einen Tag länger in unserem gemütlichen Bungalowchen und machen mal einen ganz ruhigen Tag. Im späten Nachmittag lösen sich die Wolken langsam ein bisschen auf und so zieht es uns doch noch einmal nach draußen. In Port McDonnell soll es Pinguine geben. Wir fahren also an den Strand und warten auf die Dämmerung, in der die lustigen Vögel an Land kommen sollen. Allerdings kommen keine Pinguine. Na wenigstens haben wir Wein.
Erst als wir schon fast wieder auf dem Rückweg sind,  finden wir die richtige Stelle. Ein Parkplatz und ein paar Schritte zur Klippe, dort ist die Höhle, wo die Pingus übernachten. Wir können sie mit der Taschenlampe beobachten. Lustige Gesellen!

südlichster Punk Südaustraliens
südlichster Punk Südaustraliens

Am nächsten Tag geht’s aber weiter. Wir besuchen Südaustralien’s südlichsten Punkt und nach den Pinguinen wollen wir nun Seehunde sehen. Wir finden den Parkplatz und das Schild „Seal Colony ->“ („Seelöwen-Kolonie ->“) schneller als die Pinguingemeinde gestern. Kurz hinter dem Parkplatz weist ein weiteres Schild darauf hin, dass sich die Seehund-Kolonie 600m hinter dem Hügel befindet. Nichts mit ein paar Schritten vom Parkplatz, wie bei den Pinguinen. Wir laufen los, bergab, bergauf. Hinter dem Hügel stellen wir fest, sie meinten wohl den zweiten Hügel. Es ist mittlerweile wieder bewölkt, zwischenzeitlich fällt Sprühregen und es ist sehr windig an der Steilküste. Die Landschaft erinnert an Großbritannien, was aber auch am Wetter liegen kann. Wir haben kein Wasser dabei und erst recht keinen Wein und wir laufen und laufen. Als wir die Plattform erreichen, können wir aber einige Seehunde beobachten, die sich im Wasser tummeln. Leider ist nun auch noch der Akku vom Fotoapparat leer.
Wir waren für diesen Ausflug zwar mehr als schlecht vorbereitet und ausgerüstet, aber dennoch oder gerade deswegen war er irgendwie lustig und die Robben waren es allemal wert. Allerdings bin ich ganz schön erschöpft von der ungeplanten Wanderung.

Koala und ich
Koala und ich

Auf dem Rückweg zurück zur Hauptstraße gibt es dann aber noch eine Belohnung. Nach 9 Monaten in Australien, sehe ich endlich den ersten wilden Koala. Er sitzt verdattert am Straßenrand und muss wohl erstmal überlegen, ob er da jetzt rüber geht oder lieber nicht. Während er so überlegt, halten wir an, fotografieren wie die Wilden und können ihn sogar kraulen. Irgendwann beschließt er dann aber doch die Straße zu überqueren, erstaunlich schnell sogar, und verschwindet im Gebüsch.

 

Später am Tag erreichen wir endlich die Great Ocean Road. Leider hat das Auto mal wieder eine kleine Macke, so dass wir wieder Pläne ändern müssen. Nix mit campen an der Great Ocean Road (es ist sowieso überall verboten, aber das hätte uns nicht unbedingt abgehalten). Wir wollen lieber in eine Ortschaft fahren, wo Nico den Starter checken kann. Allerdings bleiben wir an der „Butterfly Farm“ („Schmetterlings Farm“) liegen und haben damit einmal mehr eine Geschichte zu erzählen:

Die „Butterfly Farm“ ist ein sehr stilvolles „Bed & Breakfast“ (Bett&Frühstück/Pension), das an die französischen Chambres D’Hôtes erinnert, aber alles andere als in unserer Preisklasse liegt. Doch das Auto will einfach nicht mehr und es ist kurz vor Sonnenuntergang. Nico robbt gerade unter dem Toyota im Dreck rum und versucht den Fehler zu finden, als der Besitzer rauskommt, uns einen Dumping-Preis für das Zimmer anbietet, das Garagentor aufschiebt und mit uns das Auto hinein schiebt.
Noch läuft das Auto zwar nicht, aber ich bin sicher, Nico bekommt das hin, wir haben eine wunderschöne Bleibe und nette Gastgeber für die Nacht, eine große Sorge weniger also und während ich mich ein wenig beruhige merke ich, dass es weit und breit um die „Butterfly Farm“ keine Schmetterlinge gibt. Ich frage den Besitzer nach dem Grund und er erklärt mir eher beiläufig, dass „Butterfly Farm“ der Titel des zweiten Albums war, das er vor vielen Jahren mit seiner Band gemacht hat. Ich schaue mich in der Garage um, in der Nico am Auto bastelt: Tourposter, „Stoned again Tour 19??“ usw., Musikinstrumente an den Wänden und abgedeckte Boxen in einer Ecke. „This was actually a rehearsal room“, meint John („Dies war eigentlich ein Probenraum“). Er war mit seiner Band damals als Support für die Rolling Stones unterwegs und ihr Album hat Gold bekommen. Dies erzählt er aber nur nebenbei und auch nur, weil wir extrem interessiert sind und nachfragen. Im Haus hängen zwischen den antiken Accessoires über dem Kamin gerahmte Zeitungsausschnitte und Poster der Rolling Stones Tour 1973 sowie eine goldene Schallplatte. ( Madder Lake bei Wikipedia )

Nico & John McKinnon
Nico & John McKinnon

Es dauert nicht allzu lange, bis das Auto wieder läuft, auch Nico wieder sorgenfrei ist und so alles klar ist, für eine lange Nacht. John spielt uns ein paar Songs seiner Band vor (irgendwas zwischen Pink Floyd und dem klassisschen 70er Rock), erzählt von Keith Richards und Johnny Watts, aber auch von seinen Reisen nach Europa und Südamerika, die er mit seiner Frau macht, seit er keine Musik mehr macht (jedenfalls nicht mehr hauptberuflich). Aber auch für uns ist es schön, nach dem Cowboy-Leben und Fischerboot-Erfahrungen, mal wieder über die Zeit im Musikbusiness mit jemanden zu reden, der weiß, was es heißt, auf Tour zu sein und wie Plattenfirmen und das Konzertgeschäft laufen.

Komisch, dass das Auto gerade hier kaputt gegangen ist.

30.11.2010 - Apollo Bay & Tree Top Walk

 

Wegen kaltem Regenwetter und zickigem Auto beschließen wir, die Great Ocean Road später nochmal „richtig“ zu fahren und düsen heute einfach nur durch. Nichtsdestotrotz erhaschen wir während dem einen oder anderem kurzen sonnigen Abschnitt tolle Ausblicke auf die einzigartige Küste. Doch meistens hängen die dicken Wolken in den Bergen und Wäldern hinter der Küstenstraße und vermiesen die Sicht und die Laune. Die Fotostopps und Spaziergänge machen wir also besser ein anderes Mal.

 

In Apollo Bay machen wir einen Zwischenstopp für einen Tag und nehmen uns einen Bungalow mit Heizung. Ja, richtig gelesen, es sind verdammt kalte 15 Grad oder sowas hier. Ich bin erkältet und krame sogar meine lange Unterhose raus. Sommer in Australien!?!

Straße durch den Regenwald
Straße durch den Regenwald

Am Dienstag fahren wir ein Stückchen ins Hinterland, in den Otway National Park und machen eine Wanderung durch die Baumkronen der Eukalyptus-Wälder. Die enge Straße zum Tree Top Walk (Baumkronen-Wanderweg) windet sich durch den Regenwald. Baumfarne säumen die Straße, das Unterholz ist von Moos bewachsen und die Blüten der Büsche erinnern an Holunderdolden, dazwischen erheben sich die schlanken, kahlen Stämme der Eukalyptusbäume. Diese werden bis zu 100m hoch. Unser Spazierweg ist in einer Höhe von ca. 50m angelegt.

Tree Top Walk
Tree Top Walk

Ich habe zwar keine Höhenangst, aber so richtig wohl ist mir auf dieser Stahlkonstruktion nicht. Der höchste Aussichtspunkt ist ein Turm, auf den eine Wendeltreppe führt. Man bekommt einen Drehschwindel, während man da hoch läuft und um einen herum schwanken die Bäume im Wind oder schwankt der Turm? Nico macht sich einen Spaß daraus, Turm und Aussichtsplattform zum Wackeln zu bringen. Sein Vertrauen in die Ingenieurskunst ist bedeutend größer als meins.


Die außergewöhnliche Perspektive auf Höhe der Baumkronen war beeindruckend, aber ich bin froh, am Ende wieder unten bei den Baumfarnen zu sein und festen Boden unter den Füßen zu haben.