21.06.-23.06.2010 – Calvert Hills bis Charters Towers
Am Montag habe ich mich von Calvert Hills und allen auf der Station verabschiedet. Ein letztes Mal im Yard gewesen, um dem Team bye-bye bzw. arrivederci, au-revior, tschüßi und see ya zu
sagen.
Nico hat mich noch 40km begleitet und durch die beiden Creeks gezogen, die nach wie vor etwas tief für meinen Toyota-Opa waren. Dann ging er los, mein Roadtrip durchs Outback
Richtung Küste.
Die unsealed Calvert Road, war eine Schnellstraße im Vergleich zu meiner Anreise. Zwar immer noch staubig und in einem Dip hab ich mal kurz mein Ersatzrad verloren, aber ich konnte
durchschnittlich 70km/h fahren und war schneller als erwartet auf dem Tablelands Highway, der mich zum Barkley Homestead geführt hat und wo dann auch die Tankanzeige langsam aufleuchtete, knapp
500km von der Station entfernt. Barkley ist ein hübsches Roadhouse mit einem Campground, auf dem ich für 8$ die Nacht geblieben bin, da die Sonne schon ganz schön tief stand.
Hier ist mir erstmal aufgefallen, dass sich mein Auto wohl die liebe lange Calvert Road lang für einen Staubsauger gehalten haben muss und so viel roten Dust wie möglich eingesogen hat,
gleichmäßig verteilt überall im Inneren des Campers. Die frisch gewaschene Bettwäsche, alles für die Katz. Habe mir nachher sagen lassen, dass diese Art von Camper das gerne macht.
Und merke: niemals eine staubige gravel road mit offenem Fenster und offenem Haar fahren, es sei denn man will rote, staubige Dreadlocks haben…
Nachdem ich Dienstagmorgen den roten Staub ein bisschen im Auto breitgewischt hab, ging’s auf den Barkley Highway. Ab jetzt wieder zwei ganze Spuren und eine gute, asphaltierte Straße unter den
Rädern. Allerdings große Langeweile, flaches Grasland weit und breit, ein paar Touristen mit Campinganhängern und Booten und ein paar Trucks, das war alles.
In Mt.Isa habe ich das erste Mal seit 11 Wochen eingekauft, etwas Sprühöl und schwarze Farbe im SuperCheap-Auto. Die roten Berge um Mt.Isa erinnerten entfernt ans Inselinnere von Korsika. Wenn
sich das allerdings über 400km hinzieht ist es auch nicht mehr so faszinierend. Am späten Nachmittag war ich endlich in Cloncurry, ein niedliches kleines Westernnest, wo’s mich auf einen netten
Campingplatz verschlagen hat. Von einem älteren Mann habe ich erfahren, wie das Mustering früher auf den Stations von statten ging, als sie noch mit Pferden wochenlang im Bush waren, um die Kühe
heimzutreiben. Als sein Steak fertig war und er zu seiner Frau zurückging, hatte ich eins zwei fix nen selbstgebrannten Scotch von dem Harley-Fahrer im Zelt neben mir im Becher und nette
Gesellschaft für den Abend. Zu kleine Spiegel und zu lauter Auspuff sind übrigens auch hier verboten, aber natürlich absolut angesagt.
Um 7 war ich wieder auf der Straße. In Julia Creek hab ich den blöden Deckel zum Öl auffüllen nicht aufbekommen, aber ein netter langhaariger Truckfahrer, den ich sogar verstanden habe (meist
sprechen die ein anderes Englisch als alle anderen), konnte helfen und war für die nächsten paar Hundert km hinter mir, falls ich nochmal Hilfe gebraucht hätte.
Wieder ewiges Grasland . Die Rinderzucht ist hier allerdings weit verbreitet. Habe einige Stations gesehen, die zwar aufgeräumter aussahen als Calvert Hills, aber ich hätte im Leben nicht
tauschen wollen. Sie waren viel zu nahe an den Straßen und noch schlimmer, in diesem öden Flachland. Da wäre nichts mit schönen Aussichten und Flussläufen beim Fencing gewesen.
Ca. 150km vor meinem Tagesziel Charters Towers war endlich wieder Bush und ich habe mich wieder wohler gefühlt. Creeks mit Palmtrees, Rinder, Wald … ein bisschen als ob ich gar nicht so weit von Calvert weg wäre. Und dann das Städtchen Charters Towers. Neben der Rinderzucht ist es als Goldgräberstädtchen bekannt geworden, nachdem ein Aborigine-Junge 1871 hier zum ersten Mal Gold gefunden hat. Das Stadtzentrum ist liebevoll als Wildwest-Städtchen erhalten und ich habe beschlossen, morgen Vormittag noch ein bisschen hier zu bummeln. Denn heute habe ich vor Ladenschluss nur noch geschafft, eine Flasche Rotwein zu erstehen und einen nett dekorierten Campground zu finden, auf dem die Leute aber längst nicht so gesellig sind wie gestern. Meine heutige Abendgesellschaft besteht aus einem Opossum, dem meine Calvert-Hills-Stulle besser schmeckt als die ollen Cornflakes aus dem Supermarkt.
24.06.2010 – 40km vor Cairns
Ein Cornflake-Frühstück mit frischem Tee und anschließender Stadtbummel waren ein schöner Start in den heutigen Tag. Da kamen mir die knapp 500km auch nicht mehr so lang vor. Was allerdings auch daran gelegen haben kann, dass die Einöde und das Outback nun vorbei waren, wieder mehr Ortschaften auf dem Weg lagen und mit Townsville und dem Bruce Highway war ich dann wieder so richtig in der Zivilisation mit viel zu vielen Autos auf der Straße. Bis Cairns wollte ich dann aber doch noch nicht fahren und habe einen Campingplatz 40km zuvor angesteuert. Komischerweise gab es am Bruce Highway seit Townsville alle Nase lang Campingplätze, allerdings nicht mehr ab dem Zeitpunkt, als ich nach einem Ausschau gehalten habe. Dieser hier ist leider recht teuer, dafür aber auch sehr schick in den Regenwald-Bergen mit Palmen überall. Schräg hinter mir wohnt ein Typ, der in Felsenwohnungen in Zentralaustralien aufgewachsen ist und nun hier auf dem Campground wohnt und in Cairns arbeitet, man macht schon interessante und komische Bekanntschaften hier.
25.06.2010 – Cairns
Angekommen in Cairns. Die Stadt ist größer als ich dachte. Habe einen netten Campground mit freiem WiFi gefunden und werde die nächsten Tage die Innenstadt erkunden, an der Esplanade relaxen und Wochenende machen.
27.06.2010 – wild campen in Cairns
Die Tage in Cairns gestalten sich derzeit ähnlich wie die in Darwin. Nicht nur dass die Stadt mit Esplanade am Meer und ein paar Bummelstraßen ähnlich ist, wenn auch etwas größer als Darwin. Es ist eine relaxte Stimmung hier, Wochenende, ich vertreibe mir die Zeit mit lesen, bummeln usw. und treffe Backpacker, deren einzige Tagesaufgabe das Wäschewaschen ist, „bloß nicht zu viel vornehmen, damit man morgen und übermorgen auch noch was zu tun hat“ (Zitat Sven aus Karl-Marx-Stadt).
Cairns ist übrigens die perfekte Stadt zum wild campen. Die Polizei scheint sehr kulant zu sein. Heute morgen bin ich über einen Parkplatz an der Esplanade spaziert, auf dem mehrere Schilder das Campen und Übernachten bei 150$-Strafe verboten, dennoch war der Platz voll mit Campern aller Altersklassen. Überall wo man keine Parkgebühr zahlen muss, kann man stehen; und dabei meine ich die Innenstadt. Darüber hinaus gibt es viele Grills an der Esplanade, wo ich mir auch gerade ein Steak und Bratkartoffeln gemacht hab. Andere Camper liegen im Gras neben ihren Autos und kochen Nudeln mit ihren Gaskochern. Zuvor habe ich eine schöne warme Dusche in einem öffentlichen Duschraum an der Lagune genommen. Nach ca. einer Woche kennt man hier auch alle Wild-Camper und alle Campervans meinen die Jungs, die hier schon eine Weile so campieren. Zu Hause undenkbar und natürlich auch kein Dauerzustand, aber gut, um ein paar Tage die Campground-/Hostelkosten zu sparen, wenn man sich in einer Stadt umschaut.
30.06.2010 – Urlaub
Meine ersten Australien-Besucher, Mutti & Reiner, sind am Montag gut angekommen. Das Wiedersehen war sehr schön und die Reise-Gesellschaft nach der doch eher einsamen Outback-Fahrt auch.
Gestern haben wir uns dann auch gleich ins Sightseeing gestürzt. Mit der historischen Eisenbahn und hunderten anderen Touristen ging es ins niedliche Kuranda, wo auf den Märkten alles angeboten
wurde, was das Touristenherz höher schlagen lassen sollte, von Cairns-Basecaps bis Krokodilledergürtel. Wir haben uns die Zeit lieber mit einem kleinen, einfachen Bushwalk vertrieben und ich habe
endlich mal wieder einen sehr leckeren Meat-Pie gegessen.
Die Rückfahrt mit der welt-längsten Seilbahn über den Baumkronen der gigantischen Regenwaldbäume war sehr beeindruckend und ein schöner Tagesabschluss. Aus der Vogelperspektive und in einer
Gondel nur für uns 3, hatte ich weniger das Gefühl, im Tourie-Spektakel gefangen zu sein.
Nach dem Kulturschock zwischen Outback und Touristenmetropole kam mir heute ein gemütlicher Strandtag sehr gelegen. Waren am Yorkeys Knob und Trinity Beach, wo wir unter Palmen am gelben Sandstrand gelegen haben, und mit Lonely Planet und Atlas die Weiterfahrt in den tropischen Norden ab morgen geplant haben.
01.07./02.07.2010 – Welcome to the jungle
Haben am ersten Juli Cains verlassen und unseren Roadtrip in den Norden begonnen. In Mossman sind wir in einem hübschen und sehr großen Bungalow untergekommen (Mutti’s Geburtstagsquartier) und haben am Nachmittag einen sehr schönen ersten Regenwaldspaziergang an der Mossman Gorge gemacht.
02.07.2010
Wenn Urwaldriesen, Palmen und Farne die enge Straße zwischen Meer und Berg säumen, Lianen und andere Schlingpflanzen über der Fahrbahn herabhängen und Cassowaries über die Straße
laufen, dann hat man vor kurzem mit der Seilfähre den Daintree River gequert und ist auf
dem Weg Richtung Cape Tribulation.
In Cairns hatte ich am Camper Dave kennengelernt, der mir etwas von seinem zu viel gekochten Abendbrot
abgegeben hat und anschließend viele Australien-Reisetipps in meinen Atlas eingezeichnet hat und in meinem rosa Büchlein eine kleine Map (Karte) gemalt hat, wie ich zur Blue Hole (blaue
Badestelle) zwischen Daintree River und Cape Trib komme. Mit dieser kleinen handgezeichneten Map sind wir am Vormittag losgefahren, haben die geteerte Hauptstraße an eingezeichneter Stelle
verlassen und abseits der Touristenpfade recht zielsicher die wunderschöne Stelle am Bach gefunden. Ebenso Dave, der dort mit einem Buch saß und mit dem wir ein kleines Picknick mit Kaffee und
Sandwich gemacht haben. Eins zwei fix waren wir natürlich auch im türkisblauen Wasser und sind mit den Barschen und Schildkröten geschwommen, die wir später noch beobachtet und gefüttert haben.
Es fiel fast schwer, diese schöne, nahezu unberührt erscheinende Stelle im Regenwald zu verlassen, aber wir wollten ja noch ein bisschen mehr/Meer sehen.
Cape Tribulation selbst war nett, aber auch nur nett. Viel schöner war es irgendwo am Strand zwischen Cape Trib und Thornten Beach, wo wir den Küstenabschnitt für uns allein hatten und
den Gaskocher für einen zweiten Kaffee an den Strand geholt haben. Dies war nun Mutti’s Geburtstags-Kaffeetafel. Wo sie sich sonst zum Geburtstag immer über viele Gäste freut, so haben wir heute
wunderschöne Stellen aufgesucht, an denen wir möglichst allein waren.
Nach dem einsamen Strandcafé haben wir nochmal an der Cow Bay für einen Spaziergang am Meer angehalten. Es ist einzigartig, den Regenwald und die Strände so eng aneinander anzutreffen und zu
erleben. Doch morgen geht es wieder Richtung Süden und in die Tablelands.
03.07.2010 – Tablelands
Nur wenige Kilometer von der Küste entfernt, präsentierten sich die Atherton Tablelands ganz anders, als man es von Australien erwartet und auch anders als die nähre Umgebung, Küste auf der einen, Outback auf der anderen Seite. Überall wird Obst und Gemüse aus reicher Ernte angeboten und fette Milchkühe laben sich auf satt grünen Hochlandweiden vor hügeliger und bergiger Kulisse. So das Bild, das sich uns auf der heutigen Fahrt bot. Über all dem hing jedoch die meiste Zeit ein mystischer und für den urlaubsgelaunten Touristen doch recht ärgerlich nasser Nebel, der dieser Region jedoch zu ihrer Feuchtigkeit und Fruchtbarkeit verhilft.
Ein Cowboystiefel-Shopping-Stopp in Mareeba hat leider nicht die gewünschten Ergebnisse erzielt, also ging es weiter ins niedlich altmodische Yungaburra, zu einer gemütlichen Lunchpaket-Pause. Hier war es bereits ungewohnt kühl und kurz darauf fing der Nebel und (Niesel-)Regen an, der uns auch auf der Wasserfall-Rundfahrt zum Milla-Milla- und weiteren Wasserfällen begleitet hat. Also haben wir beschlossen, entgegen dem ursprünglichen Plan, doch heute noch zurück zur Küste fahren. Dies war weiter als eigentlich geplant und damit begann eine kleine Odysee. Es war nämlich alles andere als einfach, während der Ferienzeit in Queensland nach 16.30Uhr noch eine Unterkunft um Mission Beach herum zu finden. Als diese Problem irgendwann fast gelöst schien, passten erstmal die Schlüssel zur Herberge nicht und bis das Problem wiederum gelöst war, war die Nahrungssuche erheblich erschwert. Wir hatten vergessen, dass heute Samstag ist und stellten mit Erschrecken fest, dass Woolworth schon geschlossen hat und sich dies auch morgen nicht ändern würde (immerhin hatte der Bottle-Shop vor unserer Haustür noch geöffnet). Also nochmal ins Auto springen und nach North-Mission-Beach reinfahren, um kurz vor 7 noch ein paar Sachen aus nem Tante-Emma-Supermarkt am Tourie-Strand zu holen. Da sind wir gerade nochmal so um Zelt und Tütenpasta herum gekommen.
04.07.2010 – zurück zu den Cowboys
Da Mission Beach keinen einzigen Sonnenstrahl für uns übrig hatte, stattdessen nur Dauernieselregen und wir an dem eigentlich als golden angepriesenen Strand nur ein paar Meter weit durch den Nebel schauen konnten, haben wir dem Ort schnell den Rücken gekehrt und sind erstmal in den Edward Kennedy Nationalpark gefahren. Hier haben wir einen ausführlichen Bush-/Mangrovenwald-Spaziergang gemacht.
Kraft meines Amtes als Reiseführer und Fahrer unserer kleinen Reisgruppe, habe ich beschlossen, dass wir also nach Charters Towers fahren. Wenn schon kein goldener Strand, dann Goldgräberstadt. Insgeheim entstand der Plan natürlich nur deshalb, weil es mich zurück zu den echten Cowboys, in den Bush, Richtung Outback zog. Nach all dem „fancy stuff“ (Zitat Chase, bezüglich Hotelanlagen mit Pools an der Küste) habe ich mich wohl und beruhigt gefühlt, als wir von Townsville durch den Bush Richtung Charters Towers fuhren. Zwischendurch haben wir auch mal eine Seitenstraße genommen, damit Reiner Fotos vom Bush und den Stations dort machen konnte und haben auch prompt jede Menge Kängurus gesehen.
In Charters Towers angekommen habe ich zielstrebig das „Royal Private Hotel“ angesteuert, das mir schon vor 1,5 Wochen aufgefallen war. Hier scheint man in einer anderen Welt angekommen zu sein und die Geister der Goldgräber-Vergangenheit scheinen noch hier zu wohnen. Es ist ein wunderschönes, historisches Gebäude und die Zimmer sind so liebevoll ausgestattet wie ich es sonst nur von Frankreich kenne, Blümchen auf den Handtüchern, ein Tablett mit Tee & Kaffee, altem Zuckerdöschen und silbernen Löffeln, antike Kommoden und Waschschränke… Wir werden dann mal durchs alte Wildweststädchen zu McDonalds spazieren, in der Hoffnung dort free WiFi zu finden und diese Zeilen upzuloaden, bevor ich später in die heritage Badewanne von 1888 steige und ein Rosen-Jasminblüten-Bad nehme (irgendwas in diesem Satz klingt komisch ;-).
05.07.2010 – These boots are made for walking
Nach dem Frühstück auf der breiten Veranda vor unserem Zimmer, habe ich mich von der Dekadenz goldener Zeiten in Charters Towers anstecken lassen und für mehr als ein halbes
Calvert-Hills-Wochengehalt endlich neue Cowboyboots und einen ordentlichen Ledergürtel gekauft.
Die Stiefel mussten natürlich auf passendem Pflaster und Pfaden eingelaufen werden. Nach einem Stadtspaziergang ging es zur Venus Batterie, der ersten Goldmühle von Charters Towers und danach auf
den Towers Hill, wo der Aborigine-Junge Jupiter 1871 Gold fand. Neben einem sehr schönen Blick auf den alten Stadtkern fanden wir hier oben zwar kein Gold, aber die ersten Rock-Wallabies, die
sich zu unserem Picknick gesellten. Es gab Kekse für die Wallabies und Wein für uns.
Neben dem Gold ist Charters Towers für seine Geistergeschichten bekannt. Es ist schwer zu beschreiben, aber wenn man sich eine Weile in diesen historischen Straßen bewegt und am Abend in seinem Bett in diesem altehrwürdigem Hotel von 1888 liegt, aus dem Saloon unten in der Straße klingt die Musik und die Angetrunkenen krakeelen, dann erwartet man schon fast, dass gleich einer den Revolver zieht und schießt oder dass die Schritte Ned Kelly’s auf der Holzveranda vor dem Zimmer vorbeistampfen.
06./07./08.07.2010 – Reif für die Insel
Die Geister-Schritte Ned Kelly’s auf unserer Western-Veranda in Charters Towers waren kaum verklungen, da befanden wir uns schon auf dem Weg in eine ganz andere Welt und glitten über die Wellen nach Magnetic Island. Bereits 3 Stunden nachdem wir die Westernstadt verlassen hatten, sind wir auf der Insel angekommen. Hier sollte eine Hütte unter Palmen unser neues zu Hause werden und der Urlaubsalltag aus einfachen Wanderrouten bestehen, die sich mit Bade- und Schnorchel-Ausflügen an paradiesischen Buchten abwechseln (die schönste Bucht ist übrigens Rocky Bay).
Außerdem haben wir hier viele Einheimische kennengelernt. Auf unserem ersten Wanderweg sind uns wieder Rockwallabies begegnet und über unseren Köpfen die Weißbauchadler gekreist, sowie einige mehr der 130 auf der Insel beheimateten Vogelarten (die übrigens einen ganz schönen Krach machen). Am Abend kam dann ein Opossum bei unserer Hütte vorbei, das wohl auf ein kleines Abendessen spekuliert hatte, sich auch streicheln ließ und am nächsten Abend gleich noch 2 Kumpels mitgebracht hat. Kurz vor unserer Abreise warteten noch 2 Rainbow-Lorikeets auf unserer Veranda und kamen sogar auf die Hand geflogen. Alles sehr nette mates auf Magnetic Island.
09. 07.2010 – Great Barrier Reef
Nun war endlich der Tag gekommen, das größte Lebewesen auf Erden zu besuchen, das Great Barrier Reef.
Wäre ich sehr negativ, könnte ich jetzt schreiben, der Riff-Tag war zum Kotzen (teilweise im wahrsten Sinne des Wortes): schlechtes Wetter, die meiste Zeit gefroren und am Ende auch noch Seekrank
geworden. Aber wenn man durchs Wasser gleitet, um einen herum glitzert alles, weil man sich in einem riesigen Schwarm kleiner Fischchen befindet und am filigranen, vielseitigen Riff 2m weiter
schwimmen Fische in allen Farben um die Korallen herum, dann vergisst man all dies.
Dennoch war es leider den ganzen Tag bewölkt und dadurch recht kühl. Das hatte zur Folge, das man als Frostbeule bekloppte Schwimmanzüge und Neopren-Überzieher anziehen musste, um sich wenigstens
etwas warm zu halten. Außerdem war der Wind so stark, das die Wellen bis zu 2m hoch waren und die Rückfahrt einer Achterbahnfahrt glich. Dagegen waren die vorsorglich eingenommen Ingwertabletten
leider machtlos und die K***tüte musste herhalten. Am Ende war ich doch ganz froh, wieder seichtere Gewässer und wolkenlosen Himmel um die Whitsundays herum zu erreichen, die schon auf uns
warteten.
10.07.2010 Whitsundays
Während sich unsere letzte Insel, Magnetic Island, eher felsig und steinig präsentierte, so waren die Whitsundays grüne, bewaldete Hügel im Meer mit goldgelben Stränden hier und da am Meer und dem einzigartigen weißen Strand, dem Whitehaven Beach, der unser erstes Tagesziel darstellte. Bei leichter Bewölkung und leichterem Seegang schaukelten wir zuerst dahin. Solch weichen, weißen Sand habe ich noch nie in meinem Leben unter meinen Füßen gespürt und solch türkisenes Wasser habe ich zuletzt vor über einem Jahr in den Schluchten von Verdon gesehen.
Nach Mittag hatten sich die Wolken verzogen und mit Sonnenschein war das Riff natürlich noch 1000mal schöner als das „richtige“ Great Barrier Reef von gestern. Die verschiedenen Arten, Formen und Größen der Korallen, die wir schon gestern bewundert hatten, schimmerten heute in der Sonne in allen Farben, von gelb über orange und rot, bis blau und lila. Dazwischen bunte Fische, große und kleine, bei jeder Runde über das Riff sah man wieder neue. Die Schildkröte habe ich leider verpasst, aber Mutti & Reiner konnten eine Weile mit ihr schwimmen. Das Riff und die Anzahl der Fische an den Whitsundays waren zwar nicht so imposant wie am Great Barrier Reef, aber da ich ja keinen so großen Wert auf das höchste, größte und großartigste lege, gefiel mir das Riff im hohen Norden der Whitsundays bedeutend besser als das groß(artig)e Barriere Riff, was aber natürlich auch dem Wetter geschuldet war.
Mit den dicken Wolken hatten sich über den Tag auch der Wind und der Seegang etwas verzogen, sodass die Rückfahrt sehr gemütlich war, von Seekrankheit zum Glück keine Spur mehr und der gesamte Tag bei den Inseln sehr eindrucksvoll.
11.07.2010 – Reisetag zur Capricorn Coast
12./13.07.2010 – Fraser Island
Wenn ein Stückchen rechts von der Fahrbahn Wale ihre Fontänen hinter den meterhohen Wellen in die Luft blasen, links der Fahrbahn Dingos an der Düne zum Regenwald laufen, keiner sich mehr an
Links- oder Rechtsverkehr hält, der Highway gleichzeitig als Start- und Landebahn für Flugzeuge dient und zur Abwechslung mal keine toten Kängurus sondern tote Mantrarochen auf der Straße liegen,
dann ist man an der Ostküste Fraser Islands unterwegs. Allerdings nicht mit dem guten alten Toyota-Opa, auf Fraser sind ja nur Allradfahrzeuge erlaubt, so konnte ich mich zur Abwechslung auch mal
rumkutschieren lassen. Außerdem war ich nicht dafür verantwortlich, im Schlamm stecken zu bleiben, das hat der Kapitän der Fähre auf der Rückfahrt bei extremer Ebbe übernommen. Diese Situation
wurde auch ganz einfach australisch gelöst: wir stecken steuerbord im Schlamm, also bitte mal alle Passagiere nach links, volle Kraft voraus und ab die Post aufs Meer.
Aber erst nochmal zurück nach Fraser Island. Die größte Sandinsel und einer der größten Frischwasserspeicher der Welt war sehr interessant. Nur hier wächst Regenwald auf Sand und es gibt ein
riesiges Netz aus über 150 Seen und glasklaren Bächen sowie die reinrassigsten Dingos, die sich übrigens auch mal ganz dreist am Fang eines Freizeitanglers bedienen, der seinen Fischeimer neben
dem Auto hatte stehen lassen.
Der schönste Stopp war am Eli Creek, einem schnellfließenden Frischwasserbach, wo ich zur Abwechslung mal keinen Bushwalk sondern einen kleinen Creekwalk machen konnte, dazu noch nette
italienische Begleitung hatte und anschließend noch ein bisschen im klaren Frischwasser geplantscht hab, während Mutti am Strand schon mit einem Weinchen gewartet hat.
Die Fährfahrt zurück nach Hervey Bey ging durch die Ebbe und die Schlamm-Aktion erst nach Sonnenuntergang übers Meer, was wunderschön war. Das Wasser war anders als auf unseren Törns zwischen den Whitsundays vollkommen ruhig. So glitten wir langsam über die glatte See, in der sich die silberne Sichel des Mondes und der orangefarbene Rest des Sonnenunterganges spiegelten.
14./15.07.2010 – Sunshine Coast
Noosa präsentierte sich uns als Schickimicki-Tourie-Strandstädtchen mit viel zu vielen Kreisverkehren, in denen einem bei dem ganzen Verkehr richtig schwindelig wird. Als ich kurz angehalten habe, um in die Karte zu schauen und mir ein Bild von dem ganzen Gekreisel machen wollte, wurde ich gleich ermahnt, dass ich im Halteverbot stehe und doch lieber in zweiter Reihe parken sollte. Kurz bevor ich diesmal nicht seekrank sondern kreisverkehrkrank geworden wäre, haben wir jedoch eine sehr hübsche Unterkunft gefunden, schnell noch einkaufen und dann noch eine kleine Wanderung.
Zum Glück muss man in Noosa aber auch nicht am Schicki-Postkarten-Strand mit all den anderen Touristen liegen. Wenn man ein eine kleine ca. 45minütige Wanderung über die Klippe macht, begleitet
vom donnergrollen der sich in der Tiefe brechenden Wellen, so kommt man zum Beispiel zur Alexandria Bay. Hier sieht die Sunshine Coast ganz anders aus, als auf den Postkarten in den
Souveniershops am Main Beach und erinnerte mich mit den hohen Wellen die ganze Zeit an „Gefährliche Brandung“.
Bei endlich mal wolkenlosem Himmel konnten wir hier auch mal einen ganzen Tag einfach nur sonnenbaden, entspannen, in die Wellen springen und natürlich nach der anstrengenden Wanderung dorthin
auch mal einen Sekt trinken.
16./17.07.2010 – Brisbane & Abschied
Vor ein paar Wochen auf dem Tablelands-Highway war ich noch froh, ab und an ein anderes Fahrzeug zu treffen, den anderen Fahrern ging es genauso und man hat sich gegrüßt. Nun fahren wir uns mit
unserem kleinen Toyota-Van auf 3 Spuren voller weiterer Fahrzeuge nach Brisbane. Kaum noch Allrad-Bush-Autos, dafür Familienkarren und die Roadtrains sind auch um einiges kürzer hier.
Brisbane hat viel zu viel Verkehr und ist schlecht ausgeschildert. Laut Reiseführer soll es eine Vielzahl an Unterkünften aller Preisklassen geben, die wir jedoch im dichten Stadtverkehr
nicht ausmachen konnten. Zum Glück wusste ich noch, das die Touristeninfo in der Fußgängerzone mitten in der Innenstadt ist und wir haben uns bis dahin durchgefitzt, um einen
Stadtplan und ein Unterkunftsverzeichnis zu holen. Damit haben wir dann auch ein sehr schickes Appartement in Albion gefunden und sind von da aus lieber mit der Bahn in die City gefahren, um noch
einige Mitbringsel zu kaufen. Mutti hatte dasselbe Problem wie die meisten anderen Kundinnen im Gift-Shop: Nehmen wir lieber einen Australien-Topflappen oder ein Schnapsglas mit Känguruaufdruck?
Und Reiner hatte dasselbe Problem wir die anderen Männer im Laden, er konnte das ganze Hin und Her nicht verstehen und wollte eigentlich nur raus da. Nachdem alle Tassen, Topflappen und
Plüschkängurus für liebe Verwandtschaft und Hundesitter in der Einkaufstüte waren, haben wir noch einen Stadtspaziergang durch Brisbane gemacht. Wie schon 2007 beeindruckt mich auch diesmal
wieder, wie historische Gebäude von Hochhäusern überragt werden. Aber alles in allem war die Stadt aber nach wie vor hektisch, voll und laut und ich wollte eigentlich lieber weg da.
Mutti und Reiner wollten eigentlich nicht so richtig weg. Aber am Samstagvormittag musste ich sie zum Flieger bringen. Immerhin erwartet sie zu Hause Falko und ein schöner heißer Sommer, während
wir hier zuletzt winterlichen 21Grad Vorlieb nehmen mussten.
Wie jeder Abschied war auch dieser sehr traurig. Drei erlebnisreiche Wochen lagen hinter uns, wir sind so viel rumgekommen, dass wir manchmal schon gar nicht mehr wussten, wann wir wo waren und
all die Appartements und Bungalows sowie die Boote und Fähren durcheinanderbringen. Und dann noch die Frage, wann wir uns denn eigentlich wiedersehen?! Mutti hat mir schon mal frohe Weihnachten
gewünscht und dann bin ich wieder alleine in meinen Toyota eingestiegen und es war plötzlich so leise, dass ich nach Wochen mal wieder das Radio anmachen musste.