17.07.2010 – Byron Bay
Nachdem ich meinen Oberlausitz-Besuch schweren Herzens zum Flughafen gebracht hatte, war ich froh, das hektische Brisbane verlassen zu können und bin gemütlich zur Gold Coast gefahren. Byron Bay hatte mir ja schon 2007 so gut gefallen und ich sollte hier auch Doro’s lieben, alten Bekannten Hans Dieter auf ein Weinchen treffen.
Als ich den Ort erreichte fühlte ich mich gleich viel wohler als in Brisbane. Byron ist überschaubar und trotzdem bunt und voller Leute. Nach einer kleinen Stadtrunde, auf der ich mich auch nach 3 Jahre noch gut orientieren konnte, bin ich Richtung Lighthouse gefahren, hab mich an den Beach gesetzt und den Hans angerufen. Als ich kurze Zeit später mit einer Flasche Wein vor seiner Tür stand und von ihm und Hundi Lola ganz lieb begrüßt wurde, hatte er schon ein Zimmer für mich vorbereitet. Mit so einem tollen neuen zu Hause hatte ich gar nicht gerechnet, bin überwältigt und freue mich. So kann ich die nächsten Tage ganz in Ruhe der Büroarbeit widmen (Jobsuche, Konto checken, 2nd-Visa-Formulare etc.) und mir zwischendurch am Strand und im beschaulichen City Center von Byron Bay die Zeit vertreiben. Was für ein Backpacker-Leben!
24.07.2010 – eine Woche in Byron Bay
Im Lonely Planet steht über Byron Bay, hier würde ein Wochenende schnell zu einer Woche, Wochen zu Monaten und ehe man es sich versieht hat man Dreadlocks und ist immer noch hier. So schnell wie meine erste Woche hier verfolgen ist, glaub ich das gern und da ich nicht auf Dreadlocks stehe, werde ich am Montag auch lieber schnell weiterziehen zu meinem nächsten Job im Timbarra Valley. Dazu aber später mehr, wenn es so weit ist.
Dienstag - Auto Registration & Little Watego Beach
Nachdem ich mir am Montag den ersten Eindruck über die Jobangebote im Internet verschafft hatte, wollte ich am Dienstag endlich mal mein Auto ummelden. Allerdings ist es mit den Behörden
anscheinend überall gleich, Formulare Formulare, von der Wiege bis zur Bahre und alles muss seine Ordnung haben. Ich hatte zwar eine Postanschrift und eine Wohnanschrift in New South Wales, aber
keinen Nachweis über die Wohnanschrift. Also musste ich die Auto Registration Stelle unverrichteter Dinge verlassen und bin lieber Jeans kaufen gegangen, da war ich erfolgreicher. Nach diesem
„anstrengenden“ Vormittag musste ich erstmal für eine kleine Mittagsruhe an den Beach, bin dann zu Australiens östlichstem (Festland-)Punkt nahe dem Little Watego Beach spaziert und habe eine
ganze Weile hübsche Delfine und hübsche Surfer beobachtet.
Von manchen Situationen kann man meine Fotos machen, aber man kann die Bilder im Kopf behalten: Eine felsige kleine Bucht, Surfer warten auf die richtige Welle. Irgendwann rauscht eine recht
große Welle dem Strand entgegen, ein Surfer lässt sich kurz in ihr treiben und springt dann auf sein Board, um sie zu reiten. Im selben Moment springen einige Delfine nur 2 3 Meter vor ihm durch
dieselbe Welle.
Vor diesem Tag am Little Watego Beach habe ich noch nie wilde Delfine so springen sehen. Sie waren dicht an der Küste und schienen Spaß daran zu haben, zwischen den Surfern
herumzuspringen.
Mittwoch, Donnerstag – Büro etc.
Neben Strandspaziergängen und Einkaufsbummeln in Byron Bay City war ich aber auch recht fleißig an meinem schicken Schreibtisch im Sunrise Boulevard, 2nd Visa Fomulare, Bugs aus dem Computer
entfernt und Skype wieder in Gang bekommen, Jobsuche, emails etc.
Und am Donnerstag hat mein guter alter Toyota-Opa einen Service und neues Öl bekommen. Nun schnurrt er wieder wie ein Kätzchen und steht in den Startlöchern, um Montag weiterzufahren.
Freitag – unterwegs mit Knoch Teatree Export
Freitag durfte ich Hans und Lola nach Coraki, Whiporie und Main Camp begleiten, in die Gegend, wo der Teebaum ursprünglich herkommt und noch immer angebaut und sein Öl gewonnen
wird. Wir verließen also am Morgen die bergige Gegend um Byron Bay und fuhren ins flachere Sumpfland, wo der Teebaum zu Hause ist. Bereits die Aborigines wussten um die heilende Wirkung der
Pflanze und bereiteten eine Paste daraus. Die weißen Siedler brachten schließlich das Destillations-Verfahren zur Gewinnung von ätherischem Öl mit nach Australien. Nun hatten zum Beispiel alle
australischen Soldaten immer ein Fläschchen Teebaumöl bei sich. Doch nach der Erfindung des Penicillin gerieten Teebaumöl und weitere Naturheilmittel in Vergessenheit und
wurden erst seit Ende der Achtziger wiederentdeckt. Damals war unter anderem Hans zur Stelle, um australisches Teebaumöl in alle Welt zu exportieren.
Auf unserer Runde haben wir unter anderem eine Bio-Teebaumöl-Farm besucht, Teatree-Mulch (das was nach der Destillation übrig bleibt) für den Garten mitgenommen und Hans‘ sehr liebe Mitarbeiterin
Jj kennengelernt, eine türkisch-stämmige Spandauerin. War ein sehr interessanter Tag mit netten Leuten, einen Arbeits- und/oder Woofing-Platz hätte ich auch gleich haben können.
Nur landschaftlich war ich nicht ganz so begeistert, sehr europäisch, Wiesen umgeben von einigen Bäumen oder Wäldern und das Wetter war wie in einem durchschnittlichen deutschen Sommer mit
kleinen Schauern.
25.07.2010 – Das Leben in Byron Bay
Nachdem ich nun schon ein bisschen vom Backpacker-Leben sowohl im Hostel wie auch beim wild campen auf der Straße kennengelernt habe und mich einige Monate als Cowgirl im Outback durchgeschlagen habe, war es auch wieder eine tolle Erfahrung, eine Woche mit einem Local in Byron Bay zu verbringen und das Leben der Einwanderer hier in Australien kurz kennenzulernen.
Es war schön, mal wieder in einem richtigen Haushalt zu wohnen, ein bisschen am Schreibtisch zu sitzen, weil man sich ja nun mal um die Bürokratie kümmern muss, jeden Abend Nachrichten zu schauen, Leute kennenzulernen, die hier leben und einen kleinen Alltag zu haben, der unter anderem aus Strandspaziergängen mit dem Hund bestand.
In der Gegend gibt es eine recht große Gemeinde von deutschen Einwanderern. Es könnte am für australische Verhältnisse gemäßigtem Klima liegen und vielleicht auch daran, dass die Landschaft der zu Hause recht nahe kommt. Dennoch hat man den Regenwald und die Küste vor der Haustür und die wunderbar locker bis planlose australische Lebenseinstellung ist allgegenwärtig. So waren wir heute zum Sonntag zu einem schönen deutschen Frühstück mit Eiern, Wurst und richtigen Kaffee bei Claudia eingeladen. Bei schönstem Winterwetter-Sonnenschein konnten wir in Claudia’s liebevoll gestaltetem Garten essen und uns gelassen darüber unterhalten und freuen, dass wir eigentlich alle gar keinen Plan aber verschiedenste Ideen haben, was man die nächste Zeit so alles machen könnte. If nothing is planned, everything is possible!
Byron Bay, die Bio-Party-Town
In Byron Bay ist alles sehr alternativ und vor allem „organic“ (wir würden sagen Bio). Es gibt kein McDonalds und KFC und alle rufen zum Boykott von Woolworth und zum Erhalt der kleinen Einzelhandelsläden auf; keine so schlechte Einstellung. So sind wir am Donnerstagmorgen beispielsweise auf dem Farmer’s Market gewesen, um Eier und Gemüse zu kaufen. Viele der umliegenden kleinen Farmen bieten hier ihre Erzeugnisse von frischem Brot bis zu erntefrischem Obst an. Die Stände und die Kundschaft sind bunt und farbenfroh und alle paar Meter macht jemand Musik oder eine sonstige Performance.
Es sind eher die Touristen als die Einheimischen, die sich tagsüber zum surfen an den Strand und abends in die Kneipen und Clubs begeben und dadurch dem Ort etwas bewegtes und lebendiges
verleihen. Gerade die Jugendlichen kommen übers Wochenende aus Brisbane oder Sydney, um in Byron zu feiern, wozu eine überschaubare Anzahl an Bars und Nightclubs einlädt.
Aus einem Berliner Club kommend hat mich vor allem beeindruckt, wie die Clubs hier zusammenarbeiten und den Konkurrenzkampf im Rahmen halten. Von halb sieben bis halb zehn gibt es Livemusik im
Rails, ab zehn im Beach Hotel, perfekt für eine Kneipenrunde und wem’s gefällt, der geht danach in nen Nightclub. Die Kneipenrunde haben wir gemacht, aufs Dancing im Club hab ich wie immer lieber
verzichtet. Und als ich so im Rails und später im Beach Hotel gesessen und die Leute beobachtet habe, ist mir aufgefallen, warum mir Byron Bay so gefällt. Wenn sich auch die Veranstalter in
Berlin nicht so gut vertragen , so ist das Publikum ähnlich wie zu Hause bunt gemischt beieinander, die Jungen und die Junggebliebenen, die Chicks und die Freaks. Während in Darwin ähnlich wie zu
Hause beispielsweise in Stuttgart alle nur aufgestylt ausgingen, so stehen in Byron Bay die Glitzertussies neben den zotteligen Rastatypen an der Bar, sehr sympathisch.
So schön ich die Stadt und die Zeit hier finde, dennoch hat es mir auch Spaß gemacht, nach unserem Frühstück und einem Besuch der Minyon Falls heute den Camper wieder zu packen und mich gespannt darauf zu freuen, dass es morgen weiter geht. Aber ich schließe ganz und gar nicht aus, irgendwann nochmal nach Byron Bay zu kommen.
26.07.2010 – Leaving Byron Bay
Und weiter geht’s zum nächsten Job. But no rush! Die deutsche Hektik und Pünktlichkeit habe ich abgelegt und bin ganz in Ruhe los. Erstmal konnte ich Byron Bay nicht verlassen, ohne am Tree Of Live Shop anzuhalten und nochmal typisch byronbayisch zu shoppen. Der Rock war mir schon seit ein paar Tagen nicht mehr aus dem Sinn gegangen und dann bin ich auch noch über ein Top gestolpert.
Danach ging es an der wunderschönen Küstenstraße nach Ballina, wo ich ja endlich mal mein Auto auf mich ummelden wollte. But no rush! Erstmal brauche ich wieder Musik für die Fahrt. Da ich ja
gerne kaputte Sachen auseinander nehme, hab ich auch mal schnell mindestens 44,-$ gespart, indem ich nämlich keinen neuen FM-Transmitter kaufen musste, sondern nur eine neue Sicherung für 1,-$
für meinen alten. Die gesparten 44,-$ habe ich dann auf der Auto-Registrierungs-Stelle angelegt, nun gehört mir endlich ganz offiziell mein Toyota-Opa und alle Strafzettel bekomm ich jetzt auch.
Mit Musik und gemütlichen 90-100km/h (wegen den Strafzetteln) ging es dann Richtung Süden. Als am Nachmittag Port Macquarie in Reichweite war, dachte ich, fahr ich doch da nochmal schnell ran, vor 3 Jahren war es der erste sehr beeindruckende Küstenstopp nach unserer Unwetter-Fahrt von den Blue Mountains durchs Hunter Valley an die Küste. Allerdings hatte ich diesmal keine Lust, wild zu campen und erst recht keine Lust, 25$ für einen Stellplatz ohne Strom auf einem Campingplatz in oder um Port Macquarie zu bezahlen (das Geld hatte ich ja am Morgen im Tree Of Life gelassen) und so bin ich nach dem abendlichen Küstenbesuch ganz schön herumgeirrt, um einen Platz für die Nacht zu finden. Ich musste sogar tun, wovor man immer gewarrnt wird, bloß nicht im Dunklen fahren! Aber ich fand und fand keinen geeigneten Nachtplatz. „Don’t drive at night“ hatte ich mir eingebläut. Es war stockduster und der Vollmond schien, so kam ich mir vor, als wäre es nachts um vier während ich immer noch ziellos durch die Nacht irrte. Dabei war es allerdings erst dreiviertel sieben, als ich ein Rest Area mit einigen anderen Campervans und einem Lagerfeuer fand.
02.09.2010 – Der teuflische Barbier aus der Jonson Street
Zurück in Byron Bay ist meine heutige Geschichte wohl besser in Bildern erzählt.
Sie spielt in einem winzigen kleinen Barber Shop in Byron Bay (stellt Euch den Barbier-Sessel wie eine Requisite aus Sweeny Todd vor!).…
In den Hauptrollen, ein fieser Österreichischer Frisör und ich…..
Die Handlung ist wahrscheinlich vorhersehbar. Sweeny Todd mit den Scherenhänden schlägt zu, der Zopf stirbt, weitere Haare fliegen nur so in alle Richtungen…. Ob die Geschichte ein Happy End hat oder nicht, müsst Ihr entscheiden. Ich find sie jedenfalls gut.
Danach musste ich nach Ballina fahren, um Haargel zu kaufen. Na eigentlich nur, um die Küstenstraße entlangzufahren und am Boulder Beach zu halten, wo ich mich geärgert hab, dass ich keine
Badesachen dabei hatte. Auf die Idee bin ich jedoch absolut nicht gekommen, da ich vorgestern noch bei winterlichen 17Grad mit Boots am Bondi Beach war. Am späten Nachmittag war ich dann
schlauer, hab den Bikini mit zum östlichsten Punkt Australiens genommen und war einen Tag nach Frühlingsanfang bereits im Meer.