USA - Westcoast Roadtrip, summer 2013


23.08.2013 - das echte Vegas

 

Zu guter Letzt haben wir doch noch das "echte" Vegas, jenseits des "Strip" gefunden. Am Strip lassen sie nur tote Musiker auferstehen und Piratenschiffe untergehen. Aber die letzte Nacht unseres USA-Trips werden wir in Fremont verbringen. Da haben die Casinos noch Stil, die Typen an den Spieltischen sind echt und die einarmigen Banditen haben noch richtige Arme und es klimpern Münzen raus, wenn man gewinnt (bzw. wenn Jenny gewinnt)...!

22.8.13 – von der Hölle in den Sündenpfuhl (Valley of Fire & Las Vegas)

 

„So muss die Hölle sein“, meint Jenny. Bizarre tiefrote Felsformationen, die wie Flammen mit verzerrten Gesichtern aussehen und dazu unglaublich brennende 48 Grad Celsius Hitze, wir sind im Valley of Fire (Tal des Feuers).
Hier schlagen wir unser letztes Bush-Camp auf, ein wunderschöner Platz zwischen den roten Felsen, den wir aber nur optisch genießen können. Bei 38Grad abends um zehn und 32 morgens um sechs tun wir kaum ein Auge zu und brechen gleich nach Tagesanbruch auf nach Las Vegas, wo wir auf einen Mittagsschlaf in nem Zimmer mit Klimaanlage hoffen. Ein billiges Motel am nördlichen Ende des Strip wird die letzte Bleibe für unseren Trip. Es hat schon bessere Tage gesehen, aber die Aircon ist kalt und die Dusche warm.

 

Wenn das Valley of Fire die Hölle ist, so ist Las Vegas, nur 50 Meilen weiter der Sündenpfuhl schlechthin: Spiel, Prostitution, Alkohol auf offener Straße und alles was du siehst ist nicht das, was es vorgibt zu sein….

Aber vielleicht sind wir ja da keine Ausnahme. Die besten Kleider und dickes Make-Up aufgelegt, flanieren auch wie abends über den Strip, staksen durch die Spieltische in den Casinos und genießen schon irgendwie diese interessante Atmosphäre, aber eigentlich würde es unserer Natur eher entsprechen, jetzt in Shirt und Boots am Lagerfeuer zu sitzen.

21.8.13 – Cowboy Country Utah

 

Terry hätte noch 1000 Tipps für uns gehabt, was wir in Utah sehen müssen, wo wir campen können und welche die schönsten und nicht überlaufenen Canyons sind. Hätten wir unseren Trip anders herum gemacht, wären wir wahrscheinlich nie in Seattle angekommen, weil wir uns zu lange im Cowboy-Country verweilt hätten. Aber dies sind unsere letzten Tage und wir müssen rechtzeitig nach Vegas. Drum hat Terry uns nur ein paar wenige Sachen fürs umliegende Gebiet aufgemalt, Camps und Tipps, wo wir sowieso entlang kommen. So sind wir auch durch Panguitch gekommen, das sich zufällig als eine Art amerikanisches Mini-Charters-Towers entpuppen sollte und einen Cowboy-Second-Hand-Laden hatte, an dem wir unmöglich vorbei fahren und unmöglich ohne etwas herauskommen konnten.

 

Ach, wir haben uns einfach wieder wohl gefühlt in diesem Landstrich, unten den Cowboys, die ihr Country aufrichtig lieben und auch noch die Tür auf halten, wenn eine Frau reinkommt. Bilder und Zitate von John Wayne allgegenwärtig. Und irgendwie alles „echt“ und so gemeint wie gesagt.

20.08.13 – Reptilien, Cowboys & Jillaroo

 

Nach einigen Tagen in der Wüste, war uns doch mal wieder nach einer Dusche, Internet und nem richtigen Bett, als im Navi das „Cowboy Inn“ als nächstgelegendste Unterkunft auftauchte – das klang doch nach genau der richtigen Absteige für uns.

Also die Besitzerin schnell von 94Dollar auf 55 runter gehandelt und schwupps konnten wir unsere Rucksäcke auf zwei herrliche Betten zwischen Zeitungsausschnitten und Bildern von John Wayne, Brad Pitt und Tom Sellek schmeißen und uns den roten Dreck vom Körper waschen. Als wir am Abend im warmen Wüstenwind Carbonara auf der Terrasse gekocht haben, kam irgendwie Terry des Weges. Und da er den Gasgrill nicht zu laufen kriegte, plauderte er lieber mit uns. Ob wir schon nen Skorpion gesehen hätten, hier in der Wüste Utahs - ja, heute Morgen saß einer unter unserem Zelt – wie groß der war, und ob wir mal einen richtigen Skorpion sehen wollten – … Terry macht Tierstunts für Hollywood (er ist z.B. derjenige, der in „Zurück in die Zukunft 3“ vor dem Bären wegrennt). Aber seine große Leidenschaft sind Reptilien, von denen er einige in seiner Wohnung hatte, australische Skunks, Boa Constricta aber auch ne freundliche „kleine“ Tarantel und besagten Skorpion. Und schwupps hatte Jenny die Tarantel aufm Kopf sitzen und ich ein lebendiges Schlangen-Halsband umgehängt bekommen. Einen Eistee, Terrys Buch über die Arbeit mit den Tieren und einige Geschichten gab's auch noch dazu, naja und wir hatten ja auch einige zu erzählen. Im Outback als Jillaroo gearbeitet – achso, ob wir dann auch Lust hätten, mal ne Runde zu reiten (hinterm Motel standen einige wirklich hübsche Pferde). Eigentlich hatten wir darüber schon öfter auf unserem Trip nachgedacht, aber mit einer Hammelherde von Touristen am Grand Canyon entlangtapern war uns dann doch nichts. Sein Kumpel Dell könne morgen früh mit uns beiden ne Runde zum Canyon machen, meinte Terry. Da haben wir nicht lange überlegt.

 

Ach war das schön, endlich wieder Hemd, Jeans und Boots anzuziehen. Kaum in die Stiefel gestiegen, brachte uns Terry nen frischen Frucht-Smoothie zum Frühstück und los ging's zu den Pferden. Dell macht sonst meist Reitausflüge mit den gut betuchten Touristen vom nahe gelegenen Canyon-Resort (wo ein Zimmer 20mal so viel kostet wie unseres). Die beiden waren mal wieder echte Unikate, Cowboys, die erstmal nen Smoothie trinken, sich die ganze Zeit belegen und uns damit richtig an Australien erinnern, nur die Hüte und der Akzent waren ein wenig anders. Die Pferde waren toll, die Landschaft beeindruckend und Terry erzählte uns alles über die Pflanzen, Tiere und Gesteinsformationen der Gegend. Aus unseren vereinbarten 1,5 Stunden Ausritt wurden mehr als zwei und danach sind wir alle noch zum Lunch ins angesagteste Diner von Page gefahren.

Das war ein Burger!, nicht zu vergleichen mit dem im Rainbow in LA.

 

20.8.13 – Change of plans ( 4 Corners)

 

50 Staaten, aber nur eine Stelle, wo vier davon aufeinander treffen.

Gestern hatten wir noch gesagt, dass wir die 4-Corners (4-Ecken) weglassen. Heute Morgen haben wir überlegt, ob wir die nördliche oder südliche Route Richtung Bryce Canyon nehmen (keine Ahnung, wofür wir uns entschieden hatten). Dann hat Jenny, die von jedem Staat, in dem wir waren einen Aufnäher als Souvenir mitnimmt, einen Patch von den 4-Corners gesehen und gekauft. Nun war also klar, wir müssen doch hin. Mittagspause in New Mexico war das Ziel und dass es anstatt von geschätzten 30 Meilen 90 waren (one-way), war dann auch egal!
Und ich hab mich einfach nur gefreut, mit jemandem zu reisen, mit dem man so schnell alle eben noch gemachten Reisepläne über den Haufen werfen kann. Zu dem Zeitpunkt konnten wir auch noch nicht wissen, dass das verschobene timing, das dieser Umweg verursacht hat, genau richtig war.

19.8.13 – Grand Canyon und Monument Valley

 

Der Grand Canyon ist zweifelsohne beeindruckend und berechtigterweise ein Must-Do. Wirkliche Gänsehaut hatte ich jedoch am Abend nach dem Canyon-Besuch, als wir unser Zelt mit Blick aufs Monument Valley in einem kleinen Indianer Camp aufschlagen.

 

Bereits auf der Fahrt Richtung Monument Valley begann ich, mich wieder heimisch zu fühlen, als roter Wüstensand und rote Felsen um uns herum mehr wurden. Aber wir waren relativ spät dran und fürchteten schon, ins Monument Valley Touristencamp zu müssen, als wir ein handgeschriebenes Schild sahen, „Camping here“. Wir kehren um, biegen ein und finden vier Sitzgruppen mit Schattendächern und BBQs vor, keine Camper. Eines der Schattendächer hat einen Bullenschädel zur Dekoration angebracht und der Spot den besten Blick auf die Silouette des Monument Valley. Wir schauen uns gerade noch um, als ein Junge vom naheliegenden Haus schreit „Mom, Camper“. Die freundliche, junge Navajo-Mom kommt rüber und erzählt uns, dass der große Feuerplatz neben dem Camp einst den John-Wayne-Filmpferden als Futterplatz diente und fragt, ob wir bleiben wollen. Mit Blick auf unser kleines rosa Auto meint sie, zehn Dollar wären ok, mit Blick aufs Monument Valley meinen wir das auch.

Ich bin einigermaßen aufgeregt über dieses tolle Indianer-Camp und absolut überwältigt, als der fast volle Mond später die Szenerie beleuchtet, von unserem Bullenschädel bis zum Monument Valley. Irgendwie haben wir alles richtig gemacht und fühlen uns absolut wohl.

 

18.8.13 – in die Wüste geschickt...

 

Am Morgen nach dem tollen, hippen L.A. weckt uns die Hitze der Wüste sobald die Sonne über dem Horizont ist. Die beiden Joshua Trees unter denen wir campen spenden keinerlei Schatten und würden auch nur einen Unterschied von vielleicht 34 auf 32 Grad machen und das morgens um sieben. Also Auto gepackt, Klimaanlage an und ab geht’s mit Ana-Rose auf eine Offroad-Strecke im Joshua Tree Nationalpark. Wellblechpisten hatte ich ja lange nicht mehr, und Ana-Rose erst recht noch nie, aber der Track entlang der eigenartigen und einzigartigen Wüstenbäume war einfach toll (vielleicht nicht für die Stoßdämpfer, naja).

 

Von hier aus geht’s Richtung Arizona. Aber um nochmal auf die Temperaturen zurück zu kommen. Wir waren ja nun lange genug in Australien und haben u.a. im Pilbara, der heißesten Gegend Australiens gearbeitet, aber ich habe in den mehr als 2 Jahren dort nie solch eine Hitze erlebt wie in der Wüste Arizonas. 117 Grad Fahrenheit (46 in Celsius) blasen uns in Form von heißem, trockenen Wüstenwind hier entgegen. Zum Glück haben wir für Ana-Rose vorsichtshalber noch eine Gallone Kühlflüssigkeit im Gepäck und sind dankbar, als am Horizont einige Regenwolken auftauchen und uns an der Route 66 auf 86 Grad Fahrenheit runterkühlen.

17.8.13 – L.A.

 

Viele sagen, in L.A. gäbe es nicht viel zu sehen. Doch auch auf meiner Reise letztes Jahr, haben mich die Dinge mehr interessiert, die die Leute nicht sehen bzw. auslassen wollen, als die Dinge, wo jeder hin rennt. Neben Haight-Ashbury in San Francisco wollte ich unbedingt nach Vanice Beach und an den Sunset Strip, wo vor allem musikalisch so viel passiert ist von den Sechzigern bis heute.
Ein Cider am Strand von Vanice Beach und Bummeln an der bunten Promenade hat einfach sein müssen. Ebenso wie ein Drink und Burger im legendären Rainbow Bar & Grill am Sunset Strip, wo sie alle waren, von Jimi Hendrix bis Lemmy. Der Burger war übrigens einfach nur durchschnittlich, aber darum geht’s ja nicht.

Natürlich sind wir auch auf dem Walk of Fame entlangspaziert, an den Villen in Beverly Hills vorbei gefahren und haben Fotos vom Hollywood-Schriftzug gemacht. Ich kann nicht sagen, dass die Stadt langweilig sei, sicherlich ziemlich hip hier und hochstaplerisch da … aber warum auch nicht?!

 

15.08.13 – Wiedersehen mit Familie Chapple

 

 

In L.A. oder besser gesagt, südlich in Laguna Beach wurden wir von Alex & Kit Chapple erwartet. Es war einer der verschiedenen kleinen Gründe, diesen Trip zu machen, die mittlerweile Ex-Eigentümer von Calvert Hills zu besuchen, nur einige Wochen nachdem die Station verkauft worden ist.

 

Waren Alex und Kit unsere großen Chefs in Australien, so waren wir jetzt angenehm von ihrer ehrlichen Gastfreundschaft überrascht. Es ist ordentlich Betrieb im Hause Chapple, Tochter Kit, zwei Pflegerinnen in Früh und Spätschicht, auch Cousy war wieder da, Hund Daisy und Katze Lucky, vor uns war ein Neffe zu Besuch, nach uns wurden wieder Gäste erwartet und mittendrin sitzt Hausherr Alex Chapple, ganz wie in Calvert an seinem Tisch und dreht sein Hörgerät lauter, wenn jemand mit ihm sprechen will. Und dann werden Geschichten ausgetauscht, über Gott und die Welt –naja eigentlich eher über die Welt- und vor allem über Calvert Hills.

 

Calvert Hills hat uns alle zusammen geführt, und nun ist es für alle von uns Geschichte. Aber das wichtigste ist, dass die Freundschaften und Bekanntschaften über die ganze Welt verteilt weiter bestehen.

Wir verbringen anderthalb Tage bei den Chapples bzw. am Strand von Laguna Beach, schalten auf unserer Reise mal einen Gang zurück, freuen uns, zur Abwechslung wieder in einem Bett zu schlafen und Wäsche zu waschen.

13.8.2013 – Lake Tahoe, Yosemite, Sequoia, Sierra Nevada

Mittagspause und eine Runde schwimmen am/im riesigen blauen Bergsee, Lake Tahoe, dann geht es weiter Richtung Yosemite Nationalpark, durch felsige, oben karg bewaldeten Berge und durch dichte Wälder und weite Lichtungen im Tal. Bis auf 8735 feet (2660m) jagen wir Ana-Rose die Serpentinen hoch. Dummerweise musste auch ein lebensmüdes Eichhörnchen dran glauben bis wir kurz vor dem Yosemite unser Camp aufschlagen, Nudeln kochen und danach alles Essen bärensicher im Safe wegschließen.

 

Die nächsten Tage erkunden wir die beeindruckenden Gebirge, Felsformationen und Schluchten von Yosemite und besuchen die Welt größten Bäume im Sequioa Nationalpark. Ja, wir haben bereits die Redwoods gesehen, aber die Sequoia-Bäume sind vom Volumen her noch größer, wenn auch nicht ganz so hoch wie die Redwoods.

Mangels vernünftiger Planung des Trips sind wir übrigens nicht nur im nebligsten Monat in San Francisco gewesen, sondern auch im absolut touristischsten Monat in den Nationalparks. Im Yosemite Valley macht einen die Verkehrsführung, auf der die Autoschlange durch die Schlucht geleiert wird ganz wahnsinnig, wir machen eine kleine Mittagspause also lieber an einem kristallklaren See oben in den kühlen Bergen. Auch im Sequoia Park verzichten wir auf Shuttle-Busse zu den Hauptattraktionen, stattdessen finden wir einen verlassenen kleinen Track und machen mit Ana-Rose lieber einen Offroad-Ausflug, bis wir uns dran erinnern, dass es nicht Black Beauty ist und lieber umkehren.

 Die tollen Ausblicke und die Fahrt durch einzigartige Gebirgs- und Felsformationen waren spektakulär, überall könnten Bären sein, die unglaublich großen Bäume, sonnige Täler …. das alles war überwältigend. Doch als wir am Abend im heißen Tal am Lake Kaweah vor unserem Zelt sitzen, die trockenen Hügel hinter dem grünen Tal von der untergehenden Sonne rot gefärbt, die Erdhörnchen flitzen durch die Gegend und die Coyoten fangen plötzlich überall um uns herum an zu heulen, da merke ich, dass ich die heißen Wüstenlandschaften doch mehr liebe als die kühlen Gebirge und das Wort „überwältigend“ für diese Nacht eigentlich passender finde, als für die letzten paar Tage.

 

11.08.13 – San Francisco



 

Nach den obligatorischen Cable-Car-Bildern und einem bergauf-bergab-Spaziergang durch die Straßen San Franciscos und North Beach, erreichen wir die Fisherman's Warf. Souvenir-Shopping, Seelöwen am Pier 39 besuchen, Bilder von Alcatraz machen. Tickets für Alcatraz wären erst wieder für den 26.8. verfügbar gewesen (da sitze ich schon wieder am Schreibtisch in Templin), oder man hätte unverhältnismäßig viel für einen Tourveranstalter ausgeben müssen.

 

Dann zieht uns die Golden Gate Bridge magisch an. Es ist wie mit dem Uluru, man hat sie schon auf 1000 Bildern gesehen, aber wenn man plötzlich da ist, ist es doch überwältigend. Unsere Wanderung (und ich sage bewusst Wanderung und nicht Spaziergang!) geht entlang des Ufers, vorbei an den Seglern des America Cup, vorbei an Leuten, die ihre Hunde spazieren führen und an Familien, die Samstag Nachmittag zum BBQ her gekommen sind.

 


Am nächsten Morgen verabschieden wir uns von Cousy und wollen in Height Ashbury frühstücken. Bescheuerte Idee eigentlich, ich würde ja auch nicht Sonntag Morgen um 8 in der Simon Dach Straße frühstücken gehen, aber egal. Zwischen all den hippen, aber geschlossenen Geschäften, finden wir ein Café, von wo aus wir bei einem Frühstücks-Burrito das zu dieser Stunde doch sehr überschaubare Treiben auf der Height Street beobachten. Es sind nur wenige Menschen im morgendlichen Nebel unterwegs. Zwei andere Touristinnen wie wir, die Fotos von den bunten Hippie-Läden knipsen, einige wenige fitte Leute, die schon auf den Beinen sind, um Soja-Milch im Bio-Supermarkt zu kaufen und dann noch -und die sind eindeutig in der Überzahl- die Freaks, die in den 60ern oder auf irgendwelchen Drogen oder beidem hängen geblieben sind und verpeilt mit ihren Gitarren, Bongo-Trommeln und Hunden durch die Straßen eiern.

 

 

 

So sahen unsere Tage in San Francisco aus. Meine Gedanken und Eindrücke in dieser Stadt sind jedoch weit komplexer. Ich kann gut verstehen, warum dies die Lieblingsstadt meines Vatis war, der bereits vor 20 Jahren Bilder von Golden Gate Bridge und Fisherman's Warf mitgebracht hat. Es war toll, die Zeit mit jemandem zu verbringen, der in den 60ern und 70ern dabei war. Die Atmosphäre in der Stadt, die typischen bunten Häuschen, das Auf und Ab der Straßen . Ach ja und noch etwas, ließ uns gleich ganz heimisch werden, hier gibt es Eukalyptusbäume.…. wenn ich nicht so gespannt wäre, was der Trip noch so bringt, wär ich gern länger geblieben.

09.08.13 – Mill Valley & Cousy

 

Ich habe übrigens noch nicht erwähnt, dass Calvert Hills einmal mehr unsere Wege beeinflusst hat. Dieser Trip wäre ohne Calvert nie zu Stande gekommen. Dort habe ich Jenny kennengelernt, als wir beide für Alex Chapple gearbeitet haben, dessen Nichte nun unsere Gastgeberin für San Francisco bzw. Mill Valley sein sollte. Und wir hätten keine bessere haben können. Sie selbst sagt „I'm a runaway kid to Height Ashbury“ - und was bitte könnte passender sein, als in San Francisco, mit jemandem zu wohnen, essen und Wein zu trinken, der damals dabei war?
Cousy aka Cherie wohnt in einem Redwood-Häuschen in den Bergen nahe San Francisco. Sie ist ein wenig zerstreut und hektisch, pflegt ihren verwucherten, terrassenförmigen Garten, redet unentwegt mit ihrer 18jahre alten Katze und ihr ganzes Haus ist vollgestopft mit Andenken von Reisen aus aller Welt, Büchern und allem möglichen Plunder, den wir Frauen eben gerne überall hin stellen und hin hängen.

Nach Kaffee und hausgemachten Windbeuteln wollten wir eigentlich nur fürs Abendessen einkaufen fahren. Daraus wurde dann aber eine Rundfahrt zu einem Platz an der Golden Gate Bridge, wo sich sonst kein Tourist hin verirren würde und ein erster Wein im Trident, einem Lokal mit Geschichte und Blick über die Bucht. Weitere Weine sollten die Nacht folgen und tolle Gespräche dazu.

 

08.08.13 – Welcome to California

 

Unser erstes Ziel in Californien waren die Red-Woods, die wir auf einem dirt-track ganz nah kennenlernen konnten. Das Prinzip, durch Landstriche lieber langsam, offroad zu holpern, anstatt über den Asphalt daran vorbei zu schießen, hatte sich ja in Australien bewährt und sollte auch heute wieder passen. Man mag denken „ach, die Redwoods sind eben große Bäume“, aber wenn man tatsächlich neben diesen tausende Jahre alten Pflanzen steht, ist man doch einigermaßen überwältigt. Übrigens ist genau hier E.T. gelandet und wieder nach Hause gefolgen.
Nahe dem Drehort von Jurassic Park 3 haben wir übrigens endlich Elks gesehen.

Erklärtes Tagesziel nach der letzten Regennacht war übrigens, irgendein billiges Motel zu finden. Das gelang uns in Eureka. Und es war billig, vielleicht nicht im Vergleich zur Villa mit eigenem Pool in Indonesien, aber für hiesige Verhältnisse war es billig auf der ganzen Linie. Doch es hatte eine heiße Dusche (man lernt sie zu schätzen, auf einem Roadtrip), richtige Betten (nicht zu klein) und vor allem Strom für Laptops und Kameras (genug, um den zweiten Konverter zum schmelzen zu bringen).

07.08.13 – Portland & Oregon

 

Wir verlassen Washington State, mit tollen Eindrücken. Landschaftlich so, wie man sich Kanada vorstellt. Nur während ich das in Tasmanien und am Khövsgöl Nuur so daher gesagt habe, wird mir hier bewusst, dass wir tatsächlich gleich an der Grenze zu Kanada sind und es sich um Ausläufer derselben Gebirgskette handelt.

 

Nun aber auf nach Portland, einer hübschen Stadt mit vielen Altbauten, wunderschönem Rosengarten und einem guten Waschsalon. Letzteres brauchte Jenny ganz dringend, da ihr ganzer Rucksack voller ausgelaufenem Shampoo war. Haben wir Ana-Rose etwa zu voll gestopft mit Sachen?

Mit sauberen Sachen und Rosenduft in der Nase zog es uns aber auch bald weiter Richtung Küste.

 

Leider viel das Thermometer mit jeder Meile, die wir uns der Küste näherten und als wir endlich da waren, hing der Pazifik im dichten Nebel. Die „Great Oregon Road“ ist schon schick, kann aber unsere Eindrücke aus Australien nicht toppen. Denn nicht nur wegen dem grauen Wetter, fehlt uns einfach der rote Staub in den Felsen und im Strand.

 

Der Nebel sollte übrigens nachts in Regen wechseln und uns zwingen, mitten in der Nacht vom Zelt ins Auto umzuziehen.

06.08.2013 – Washington State - Vulkane und Camp am Gebirgssee

 

Ausstattung und los!

Andy hatte uns sein Zelt vermacht, mit dem er noch vorgestern vor dem Aufstieg am Fuße des Mt. Rainier gecampt hat. Im Walmart gab's noch Isomatten dazu, 1 Topf, 1 Pfanne, Plasteschüsseln, Dosenfutter, Brot, Cracker und haltbaren Käse.

 

A pro pos Mt. Rainier. Der 4000er ist das Wahrzeichen Washington States und liegt ebenso wie der Mt. St. Helen fast auf unserem Weg. Wir verlassen die langweilige Interstate 5 also recht schnell wieder und fahren Richtung Berge. Meine Einstellung zu Gebirgen kennen die meisten von Euch ja, aber der Mt. Rainier und das umliegende Kaskaden-Gebirge hat sogar mich gewaltig in seinen Bann gezogen. Der hellblau in der Sommersonne schimmernde Gletscher des Mt. Rainier sah einfach unbeschreiblich schön aus. Nico würde jetzt wahrscheinlich magisch angezogen werden und wäre neidisch auf Andy, der vorgestern darauf rumgekrochen ist. Doch mir reichte der wunderschöne Blick aus der Ferne bei 27 Grad.
Stattdessen zog mich der Gedanke ans hellblaue Meer der Küste Oregons an, zu der unser Trip weiter führen sollte. (bis wir da waren, sollte es zwar alles andere als blau sein...).

 

Der Mt. St. Helen ist spätestens seit dem überraschenden Ausbruch vor 33 Jahren längst nicht so eine Augenweide, wie sein Nachbar. Der Krater tief aufgerissen und die umliegende Landschaft immer noch karg, interessant anzusehen, aber nicht so beeindruckend. Nach einem kurzen Eindruck denken wir lieber langsam darüber nach, wo wir die erste Nacht auf unserem Roadtrip verbringen wollen. Es ist immer noch sommerlich heiß und auf dem Navi sind lauter blaue Flächen neben unserem Weg zu sehen, ein See wäre also nicht schlecht....

 

(Was das Navi angeht. Es ist leider nicht möglich, in den USA Garmin-Karten fürs nüvi zu kaufen, da hier alle Navigationsgeräte mit Nordamerika-Karten kommen. Doch nachdem mich die Verkäufer im Best Buy und Car Toys nur ungläubig weggeschickt haben, so hat die Dame im Radio Shack nicht nur gewusst, was ich will und warum, sie hat uns auch darauf hingewiesen, dass die Kette ein 30-Tage-Rückgaberecht einräumt … alles klar?)

 

Aber zurück zu den blauen Flächen auf dem Navi … ein Camp am See, eine Runde schwimmen und danach einen Wein, das war das erklärte Tagesziel und es sollte mehr als erfüllt werden. Punktlandung kurz vor Ladenschluss im kleinen Dorfladen von Cougar, um Wein zu kaufen und dann den tollsten Campspot des Cougar-Bushcamps abgreifen, den man sich vorstellen kann. Wir haben uns vom Schild „Camp full“ nicht irritieren lassen und die nette Camp-Verwalterin einfach gefragt, ob noch ein Plätzchen für unser winziges Auto und ein winziges Zelt zu bekommen sei. Sie meinte gleich lächelnd, dass sie uns bestimmt sehr happy machen kann und das stimmte.

Was für ein perfekter Tag in Washington State.

06.08.2013 – Seattle – Starbucks und Stadtgetümmel

 

Unser Mittel gegen Jetlag: Seattle Stadtgetümmel und Starbucks!

 

Morgens halb zehn in Seattle rollt die kleine Ana-Rose zwischen all den langen Ami-Schlitten und fetten Utes - oder Pickup-Trucks, wie sie hier ja heißen – Richtung Downtown. Mit dabei ist neben Jenny auch noch Andy aus New York State. Ihn haben wir gerade beim Cornflake-Frühstück im Hostel kennengelernt und eine Fahrt in die Stadt angeboten. Diese Bekanntschaft

sollte prägend zumindest für die ersten Tage unseres Trips werden. Heute hat er Navi und Parkgebühren zu unserem Seattle-Trip beigesteuert und war die angenehmste Begleitung, die wir uns für unseren ersten USA-Tag hätten wünschen können (weitere Tipps und Infos sollten folgen).

 

Als erstes geht’s auf die Space Needle, erstmal einen Überblick verschaffen und dann mit der Monorail-Bahn zu den Pike Street Markets. Das Getümmel dort ist genau das Richtige gegen leichte Anflüge von Jetlag, die uns ereilen, als es zu Hause gerade aufs Sandmännchen zugeht. Und damit auch ja nichts schief geht, gibt’s noch einen Starbucks Kaffee vom originalen, ersten Starbucks Shop hier in Seattle oben drauf!

 

Doch damit ist unser erster USA-Tag noch längst nicht zu Ende. Während daheim schon wieder alles schläft, machen wir noch Besorgungen im Walmart und treffen uns dann zu einem Kneipen- und Seafood-Abend mit Jenny's alter CBH-Kollegin Kelly. Im Crab-Pot schmeißen einem die Kellner ne Schüssel Meeresfrüchte auf den Tisch reichen einen Holzhammer dazu und dann darf die Seafood-Schlemmerei/Schweinerei losgehen.

05.08.2013 was bisher geschah

 

Wie oft wünscht man sich, dass ein Tag mehr als 24 Stunden hat? Und dann ist man mal in der glücklichen Lage und was kann man tun – nur rumsitzen.

Der Flug mit AirBerlin nach New York war recht angenehm. Den Zwischenstopp an der Ostküste haben wir in der Warteschlange zur Einreise und beim Suchen des richtigen Gates verbracht. Die mehr als 6 Stunden mit American waren eher nervig, enge Sitze und bis auf nen Orangensaft war nichts inklusive; Essen, Kopfhörer für alles sollte man die Kreditkarte zücken.

Erst gen Mitternacht fand Jenny unsere Rucksäcke auf einem anderen Gepäckband als angesagt und es ging zum Stand der National-Autovermietung. Hier sollte der geschwätzige nachtdiensthabende Verkäufer erstmal an deutscher Entschlossenheit abblitzen. Nein, wir wollen keinen extra Benzin-Deal, auch keinen Pannendienst für zusätzliche 5 Dollar am Tag und auch kein größeres Auto als das, für das wir uns bereits bei der Buchung über den ADAC in Deutschland entschieden hatten. Als wir das beide mehrmals zu Protokoll gegeben hatten, durften wir uns endlich das aussuchen, was für die nächsten 3 Wochen voraussichtlich auf den Namen Ana-Rose getauft werden wird. Unser Roadtrip kann beginnen, mit einem winzigen rosa Chevrolet Spark!


Dem Streik von Amazon Deutschland haben wir es wahrscheinlich zu verdanken, dass der arme Taylor vom 2nd Home Hostel noch bis ca. ein Uhr nachts uns warten musste. Das Kartenmaterial für unser Navi war nicht rechtzeitig angekommen, daher hieß das Navi letzte Nacht nicht Garmin Nüvi sondern Stephanie-bitte-wenden-Neumann. Auch meine political correctness hatte nach über 24 Stunden seit Verlassen der Uckermark beträchtlich gelitten, „der Schwarze an der Tanke hat gesagt da lang“ …. aber er immerhin kannte er sich aus in der Neighbourhood und es war nicht mehr weit bis zum freundlichen und gemütlichen 2nd Home Hostel. Endlich da, Amerika!